18. Juli 2025 - Kategorie(n): Allgemein, Podcast-Folgen
Drei Männer fortgeschrittenen Alters unterhalten sich über Frauen. Das kann ja heiter werden! Aber auf Wunsch zahlreicher Hörerinnen (und zwar ausschließlich Hörerinnen) haben wir Thomas Klug erneut eingeladen, unseren Experten für die DDR. Und wenn er schon kommt, darf er sich wenigstens aussuchen, worüber wir reden: Und reden wollte er unbedingt über Frauen. Wer sind wir, dass wir ihm das verwehren?
Am Beispiel von vier weiblichen DDR-Ikonen tauchen wir ein in die Welt der DDR-Frauen, in der es zwar viel früher als in West-Deutschland ganz selbstverständlich Kran- und Busfahrerinnen gab, aber deshalb noch lange keine wirkliche Emanzipation. Denn neben dem Job mussten die meisten DDR-Frauen auch noch den Haushalt schmeißen, meist allein. Gleichberechtigung bei Bügeln, Waschen und Kochen? Fehlanzeige. Und auch wenn jemand wie Margot Honecker Ministerin war – Macht hatte sie vor allem deshalb, weil sie am Frühstückstisch des mächtigsten Mannes im Staates saß.
Darüber hinaus erinnern wir an Frida Hockauf, Ikone der Arbeiterinnenschaft, aber auch an Katrin Hattenhauer, die als Initiatorin der Montags-Demonstrationen mit dazu beitrug, das DDR-Regime zu stürzen. Und es geht um Hilde Benjamin, die mächtigste Frau in der Rechtsgeschichte der DDR – aufmerksamen Hörerinnen und Hörern unseres Podcasts bereits bekannt durch Episode 49 der Geschichtsmacher: Unerwarteter Nahschuss – Deutschlands letzte Hinrichtung.
Wenn Euch diese Folge der Geschichtsmacher gefallen hat, dann empfehlt uns weiter. Sag es allen Kranfahrerinnen, Ministerinnen und Staatsratsvorsitzenden. Und wenn nicht, dann sagt es uns – aber bitte auch nur uns: kontakt@diegeschichtsmacher.de
Hier kannst du dir auch das nächste Thema wünschen! Und ganz wichtig: Verteile möglichst viele Sternchen und hinterlasse nette Kommentare, wo immer dir das möglich ist. Alle weiteren Informationen, die Möglichkeit, unsere Arbeit über Steady zu unterstützen (auch in Ostmark) und viele weitere Folgen findest Du hier.
Dieser Podcast ist ein unabhängiges Projekt und wird durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk weder finanziert noch produziert. Wenn Du uns unterstützen möchtest, dann ist das entweder bei Steady möglich, oder direkt mit einem kleinen Obolus auf unser Konto bei der DKB: DE12120300001080020033.
Die Geschichtsmacher sagen: Danke!
Ich höre Euch ūber audible. Dort kann ich nicht rezensieren. Zwar bin ich nicht berühmt aber in der DDR sozialisierte Frau bis zu meinem 28. Lebensjahr, als ich dann feststellen musste, wie repressiv die Gesellschaft des Westens bis heute auf mich wirkt. Vielleicht habe ich zu DDR Zeiten nicht viel darüber nachgedacht, was Frauenrechte bedeuten… Klar gab’s viele unausgereifte bzw. parteipolitisch vorgegebene (diktatorische)Einflüsse. Dennoch ist bis heute das Leben in der BRD als bzw. für Frau/en aus meiner Sicht sehr benachteiligend. Schade, dass es Euch nicht gelungen ist eine Frau aus der DDR zum Gespräch zu bitten und dem Aspekt der Gleichberechtigung nicht mehr Wertschätzung in seinen Auswirkungen auf das eigene und Familienleben zu geben. Es ist wirklich eine Männerrunde mit leider sehr flacher Haltung zu den Frauen der DDR, die keineswegs alle politisch benutzt wurden sondern auf ganz anderer Grundlage ihr Leben führen konnten ohne die typischen rückständigen Rollenzuweisungen die bis heute in der BRD vorgegeben und vorgelebt werden. Mein Selbstbewusstsein als Frau ist kein nebensächliches Nebenprodukt dieser Errungenschaften. Ich stoße bis heute an so verkrustete Rollenbilder hier in der BRD dass es manchmal kaum auszuhalten ist.
Liebe Elke,
danke für Deinen Kommentar und die kritischen Bemerkungen. Thomas Klug, unser Experte für DDR-Geschichte und selbst Kind des Ostens, hat dazu folgendes anzumerken:
Uns war natürlich aufgefallen, dass keiner von uns dreien eine wirklich weibliche Perspektive hat. Wir haben uns aber bemüht, unterschiedliche Lebenswege von Frauen darzustellen.
Ich hatte gehofft, dass es klar wird, dass eine Frau in der DDR nicht besonders aufgefallen ist, wenn sie als Straßenbahnfahrerin arbeitete oder überhaupt berufstätig war. Dadurch waren Frauen tatsächlich selbstbewusster. Sie verdienten ihr eigenes Geld, sie hatten ein soziales Umfeld jenseits von Kaffee-Kränzchen und Kindererziehung. Sie waren von ihren Ehemännern nicht abhängig. All diese Punkte wirken sich natürlich positiv aus.
Was ich sagen wollte ist eben, dass eine wirkliche Debatte über Emanzipation nicht stattfand – und die DDR entsprechend aussah. Auf der Führungsebene wurden Frauen seltener, im Politbüro gab es gar keine. Es waren Frauen, die über die Vereinbarkeit von Beruf und Familien sprechen mussten – nicht die Männer.
Vielleicht lässt sich sagen, im Lichte der 1950er und 1960er Jahre waren Frauen in der DDR deutlich im Vorteil gegenüber den Frauen im Westen. Wenn man aber die heutigen Debatten verfolgt wird schnell klar, die größere Emanzipation der Frauen in der DDR waren eben keine völlige Gleichberechtigung (auch wenn es die auf den Papier gab).
Gesang Wenn Mutti früh zur Arbeit geht, dann bleibe ich zuhaus. Ich binde eine Schürze um und feg die Stube aus.
Marko Wir haben das nicht gerne gesungen, aber wir mussten, wir wurden gezwungen.
Martin Unser Kollege Thomas Klug in Berlin hat uns aufgetragen, dieses Lied zu üben und jetzt vorzutragen. Warum, Thomas, warum?
Thomas Ich weiß, hätte ich das geahnt, ich hätte es gelassen. Ich dachte ihr seid Besitzer eines Gesangs- und Tanzensembles und kriegt es irgendwie schön hin.
Marko Naja, wir spielen das später noch ein. Verstehe.
Thomas Also, es war ein Kinderlied in der DDR, wie man ganz unschwer erkennen kann. Und ich glaube, die erste Zeile ist ja schon vielsagend: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht. Stellen wir uns mal die 50er-, 60er-, 70er-Jahre vor, vergleichen das mal schnell im Osten und im Westen. Dass die Mutti frühe zur Arbeit gehen, war ja eher nur in einem Teil dieses großen Deutschlands das Übliche. Und da haben wir doch auch schon das Thema.
Marko Wir reden über Frauen – Frauen in der DDR.
Martin Herzlich willkommen bei…
Intro Die Geschichtsmacher. Von Autorinnen und Autoren des Zeitzeichens.
Martin Nachdem wir neulich eine gemeinsame Folge mit dem Kollegen Thomas Klug in Berlin gemacht haben über den DDR-Staatsaufbau, was man so normalerweise eher als ein etwas dröges Thema sehen würde, haben wir die Aufforderung erhalten von nicht wenigen unserer Zuhörer, wir könnten doch da eine Reihe draus machen.
Marko Es waren, glaube ich, vor allem Zuhöhrerinnen.
Martin Zuhörerinnen, ja, genau. Und da haben wir uns gedacht, dann machen wir das doch. Und das, was du vorgeschlagen hast, Thomas, war das Thema Frauen in der DDR. Ja und da sind wir jetzt wieder. Also drei Männer unterhalten sich über Frauen. Diesmal in der DDR. Wie bist du denn auf das Thema gekommen?
Thomas Das ist eine schwere Frage. Ich dachte, Frauen ist doch immer ein Thema, was jetzt so en vogue ist. Warum soll man nicht mal explizit über Frauen reden? Weil, mir ist aufgefallen, da gibt es immer so viele Klischees und Vorurteile. Zum einen, dass die DDR-Frauen alle so wahnsinnig emanzipiert waren. Und das kann man mit einem eindeutigen Jein beantworten. Und da habe ich jetzt in der Vorbereitung noch mal einiges bemerkt und denke ich, das ist ein wirklich spannendes Thema, um darüber zu reden und die DDR-Geschichte vielleicht anhand von vier Frauen-Biografien zu erzählen.
Martin Und du denkst, das ist in Ordnung, dass wir das also drei Männer machen.
Thomas Ich kann ja nichts dafür, dass ihr zwei Männer seid.
Marko Somit können wir alle nichts dafür, nein, das ist schon richtig, aber wir hätten gerne eine Frau eingeladen, aber wenn du das nun mal vorsteckst, dann reden halt drei Männer fortgeschrittenen Alters über Frauen, die jetzt auch schon im fortgeschrittenen Alter wären. Ich glaube, eine lebt noch, richtig? Eine lebt doch. Eine lebt noch, ist sogar älter als zumindest wir beide, Jahrgang 68. Vielleicht mal ganz kurz, über wen werden wir denn sprechen?
Thomas Also ich habe eine illustre Auswahl getroffen, zum einen Frida Hockauf, kennt wahrscheinlich bei euch überhaupt niemand. Ist auch in der DDR etwas in Vergessenheit geraten. Dann über Hilde Benjamin, über die hatten wir schon mal in anderen Zusammenhang gesprochen.
Marko Da ging es um die Todesstrafe, richtig?
Thomas Da ging’s um die Todesstrafen. Dann, dachte ich, kann man auch Margot Honecker mal wieder erwähnen.
Martin Das ist ein Name, den kennt man, ja.
Thomas Die ist, glaube ich, die prominenteste davon. Und dann, jetzt wird es wieder etwas unbekannter: Katrin Hattenhauer. Aber das ist, glaub ich, eigentlich die spannendste Biografie von den vier Frauen, die ich da ausgewählt habe. Das ist auch die jüngste und die, die natürlich noch lebt.
Martin Und die sind so ein bisschen, würdest du sagen, repräsentativ für das, was Frauen in der DDR ausgemacht hat.
Thomas Soweit würde ich nicht gehen, sie verkörpern halt eher die verschiedenen Ebenen der DDR von Mitmachen über Macht haben bis hin zum Widerstand.
Marko Du hast eben gesagt, wir im Westen hätten sozusagen ein völlig falsches Bild der Frau im Osten. Wie glaubst du denn, ist das, dieses Bild?
Thomas So habe ich es nicht gesagt. Aber so ähnlich. Es gibt jetzt so auch hier im Osten dann so ein bisschen eine Verklärungstendenz, dass Frauen in der DDR ja total emanzipiert waren und dass es denen richtig gut ging. Und das ist einfach nur die Hälfte der Wahrheit. Es gab in der DDR jetzt kein Erschrecken mehr, wenn man in den 70er, 80er Jahren in den Bus eingestiegen ist und am Steuer saß eine Frau oder die U-Bahn-Fahrerin gab es auch oder die Kranfahrerin gab es auch. Das war eigentlich völlig normal, überhaupt dass Frauen gearbeitet haben. Und wenn ich mich mit der Westdeutschen Geschichte da beschäftige, merke ich, dass es etwas gab, was im Ost unvorstellbar war, dass Frauen zum Beispiel bis in die 60er Jahre hinein eine Genehmigung ihres Mannes brauchten, wenn sie arbeiten wollten oder wenn sie ein eigenes Bankkonto eröffnen wollten. Das sind Dinge, die gab es im Osten einfach nicht.
Marko Ihr hattet gar keine Bankkonten, stimmt’s?
Thomas Doch, die hatten wir schon, aber da war nix drauf, da war bloß nix drauf.
Marko Nein, das war ein blöder Scherz, tut mir leid.
Martin Ja, aber das ist natürlich das, was auch ich so im Kopf habe. Dieses Vorurteil, sagst du vielleicht, dass die Emanzipation im Osten Deutschlands durchaus weiter fortgeschritten war und solche Gesetze, wie eben die Arbeitserlaubnis des Mannes, damit eine Frau arbeiten gehen kann und entsprechende andere Gesetzen, das ist ja nun ein Fakt, das hat es ja nun mal gegeben, sagste du auch gerade.
Thomas Genau, das hat es gegeben, aber daraus jetzt zu schlussfolgern, dass die Frauen in der DDR so absolut emanzipiert und gleichberechtigt waren, das geht dann viel zu weit und da habe ich wirklich auch ein paar Dinge wieder entdeckt, die selbst mich, der ich mich nun öfter mit DDR beschäftige und da ja auch ein bisschen gelebt habe, überrascht haben.
Marko Man muss natürlich sagen, dass die Frauen, die in der DDR werktätig waren, gearbeitet haben, natürlich auch dazu geführt haben, dass das ganze Umfeld der DDR darauf ausgerichtet war. Also ich erinnere mich noch bei der Vereinigung, beider Staaten, dass es da ein großes Thema war, dass zum Beispiel selbstverständlich war in der DDR, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz hatte, damit die Mama arbeiten gehen kann.
Thomas Genau, das war auch in der DDR ein großes Thema. Das war ja auch nicht von Anfang an gegeben. Aber das hat sich dann so entwickelt, dass das immer ein zumindest Ziel war, das auch in der DDR, glaube ich, sogar erfüllt wurde. Es gab deutlich mehr Kindergartenplätze oder Kita-Plätze als im Westen, natürlich. Das war so eine wichtige Voraussetzung, damit Frauen arbeiten gehen können. Nun kann man sagen, Frauen durften arbeiten, toll, schöne Gleichberechtigung. Aber im SED-Alltag war ja nicht das Ziel die Gleichberechtigung, die wurde zwar propagiert, aber man darf davon ausgehen, dass es in erster Linie darum ging, Leute in Berufsprozesse zu integrieren. Mit anderen Worten, Arbeitskräfte haben immer gefehlt in der DDR und deswegen sollten auch Frauen arbeiten. Das war also die eher dahinterstehende Motivation und dass Frauen dadurch natürlich auch selbstbewusster wurden und sich gleichberechtigter gefühlt haben, das war eher so eine Nebenwirkung.
Martin Aber war es dann auch so, dass das auch in die umgekehrte Richtung ging, dass dann Männer in der DDR sich auch ein wenig mehr verpflichtet gefühlt haben, in der Familie was zu tun, im Haushalt was zu tun, Hausarbeit gleichmäßiger zu verteilen? Ich meine, die Diskussion haben wir ja nach wie vor. Gab es da so etwas oder war das einfach nur sozusagen ein zusätzliches Bonbon für die Frau, dass ihr jetzt auch noch arbeiten gehen darf und die Familie und den Haushalt macht und sich um alles andere auch noch kümmern muss?
Thomas Das war ein oft diskutiertes Thema tatsächlich in der DDR, dass die Frauen einfach mehr arbeiten, sprich, sie gehen auf Arbeit und haben dann noch die Hausarbeit. Dann gab es immer wieder die Diskussion, dass Männer vielleicht im Haushalt helfen sollten. Die Formulierung ist ja auch schon wieder etwas verräterisch. Also letzten Endes war es in der DDR in der Beziehung nicht viel anders als im Westen, sondern Hausarbeit und Kindererziehung, das war automatisch irgendwie bei Frauen angegliedert und die Männer konnten eventuell mal helfen. Man sieht es auch an einem Beispiel, es gab ganz früher in der DDR den Erdenwaschtag, das wurde später zum Haushaltstag umgemodelt. Also Frauen haben ja einmal im Monat die Möglichkeit, einen Hausarbeitstag zu nehmen. Wir hatten also die Chance einen freien bezahlten Tag zu nehmen. De jure war das wahrscheinlich auch für Männer möglich. Aber es hat kein Mann gemacht, dass der dann sagt, ich habe heute meinen Haushaltstag, bleib zu Hause und kümmere mich mal darum, die Wohnung in Ordnung zu bringen. Das war immer bei den Frauen der Fall. Es gab aber, deswegen wollte ich mit Frida Hockauf anfangen, natürlich erst mal die klassische Arbeiterin. Und das war Frida Hockauf, also eine Weberin aus Zittau, die dann aber aufgrund ihres Engagements, das es wohl tatsächlich gegeben hat, gleich zu so einer Ikone ausgewählt wurde. Sie war also Aktivistin. Da gibt es auch ein männliches Pendant dazu, Adolf Hennecke, übrigens aus Westfalen, das war ein Bergarbeiter, de wurde auserkoren, an einem Tag besondere Leistungen zu erbringen. Da wurde eben alles vorbereitet, dass er unter Tage eine Schicht fährt und dabei 150 Prozent oder wie viel auch immer erreicht. Da wurde aber genau vorher ausgewählt, wo und wann und wie das zu sein hat. Am Ende hat er ein Bild in den Geschichtsbüchern dafür bekommen, wo dann so ein mittealter Herr oben ohne zu sehen ist mit so einem… Was haben so Bergarbeiter? So, so ein…
Marko Einen Helm mit einer Grubenlampe? Sowas?
Thomas Nein, so ein Gerät, was da wahrscheinlich viel Staub aufwirbelt: Presslufthammer! Und das ist so ein ikonisches Foto, was in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Von Frida Hockauf gibt es das auch, ist aber nicht ganz so bekannt.
Marko War die auch oben ohne – nee? Ja, du hast gesagt, der wäre nackig, der Adolf Hennecke hätte da…
Thomas Oben ohne?
Martin Die Folge ist noch keine zehn Minuten alt.
Thomas Halten wir fest, es war Marko… Ich habe damit nichts zu tun.
Marko Also gut, es gab sozusagen ikonische Fotografien, einmal von einem Bergarbeiter namens Adolf Hennecke, aber auch von einer Weberin namens Frida Hockauf und die werden sozusagen stilisiert als Musterarbeiterinnen / Musterarbeiter.
Thomas Genau so ist es. Die Frida Hockauf war natürlich dann auch SED-Mitglied, die kam aus der Arbeiterbewegung, also früher SPD. Und beide haben dann auch so eine Bilderbruchkarriere im Sozialismus gemacht. Frida Hockauf wurde Volkskammerabgeordnete und hat natürlich dann auch dieses Ideal des Sozialismus verkörpert, dass man aus einfachen Verhältnissen kommen konnte und dann aufsteigen konnte und dann plötzlich als Volkskammernabgeordnete am Hebel der Macht saß, was natürlich de facto nicht der Fall war.
Martin Jetzt muss ich aber nochmal nachfragen, was hat denn diese Frida Hockauf gemacht an diesem, also diese ausgewählte Arbeiterin, Weberin, an diesem ausgewähltem Tag, wo sie dann 100, 150, 200 Prozent ihrer Arbeitsleistung erbringen musste, hat die dann meterweise Stoff gewebt oder was hat die gemacht?
Thomas Weberinnen weben in der Regel Stoff und sie hatte vorher, glaube ich, den Plan gehabt, dass sie 10 oder 20 Meter mehr Stoff in bester Qualität in einer Schicht webt und das hat sie natürlich auch geschafft und dann hat sie dazu noch einen schönen Satz gesagt, zumindest wurde der dann so verbreitet: „So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben.“
Martin O-Ha! Auch noch einen Motivationsspruch für den sozialistischen Abreißkalender dazu.
Thomas Genau. Und das hielt sich dann auch Jahrzehnte. Das war auch immer eine der Losungen, die alljährlich zum 1. Mai ausgegeben wurden. So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben. Was man immer und überall hören konnte, bis man es nicht mehr hören konnte und wollte.
Marko Ok, das war sozusagen die Arbeiter-Ikone Frida Hockauf. Weiß man, was mit ihr im Privatleben wurde?
Thomas Privat ist über sie gar nicht so sehr viel bekannt, aber es ist wohl ähnlich wie bei Adolf Hennecke, dass die dann durchaus auch darunter gelitten haben, weil wenn man den Alltag der DDR kennt, kann man sich auch schnell ausrechnen, dass so Menschen, die ja im Prinzip auch die Normen brechen, also nach oben brechen, dass die nicht sonderlich beliebt waren. Und ich habe dann irgendwo noch gelesen: Ihr Mann war, glaube ich, bei der Polizei. Er musste sie eine Zeit lang jeden Tag zur Arbeit bringen und abholen, weil es da auch Drohungen gab. Und wer zu so einer Ikone wurde, hat sich nun eindeutig auf Seiten des DDR-Regimes gestellt und da war man nicht mehr so wirklich beliebt.
Marko Man würde ja sagen, letztendlich ist die Frau ja eigentlich zu Propaganda-Zwecken benutzt worden und hat sich offenbar auch benutzen lassen. Ist das so gewesen?
Thomas Ja, man kam dann so unverhofft wie die Jungfrau zum Kind und fand sich dann plötzlich wieder als, ja quasi auch als Werbeikone oder wie auch immer und musste das natürlich auch nach außen immer wieder vertreten, dass man so überzeugt von seiner Planerfüllung war und ich glaube, wer sich auf so was einlässt, der konnte vorher nicht überschauen, wie das weitergeht. Und ich würde weder mit Adolf Henneke noch mit Frida Hockauf, glaube ich, tauschen wollen.
Martin Ist das denn so, weil du gesagt hast, die haben dann eben auch einen Platz in den Geschichtsbüchern bekommen: Ist das dann tatsächlich so gewesen? Da gab es dann irgendwie ein Foto, was dann im Schulbuch, im Geschichtsbuch über die Geschichte der DDR oder über das System der DDR dann abgebildet war. Und da sollten sich dann doch bitte alle Jungen an den Grubenarbeiter und alle Mädels an der Frida-Hockauf bitte orientieren und das als leuchtendes Vorbild nehmen.
Thomas Im Prinzip war es so: Man wollte einfach zeigen, da waren einfache Menschen, die sich für die Sache des Sozialismus begeistert haben und erkannt haben, wir müssen fleißig sein, müssen unsere Pläne erfüllen und übererfüllen und dann haben wir alle eine goldige Zukunft vor uns.
Marko Ich muss mal fragen, in welcher Zeit spielt das denn eigentlich? Wann ist denn die Frida Hockauf so berühmt geworden?
Thomas Frida Hockauf, das waren die 50er und 60er Jahre ebenso wie Adolf Hennecke.
Martin Das heißt, das war schon in der Zeit, wenn man jetzt den Vergleich zum Westen nimmt, wo im Westen die Gewerkschaften Werbung gemacht haben mit „Samstags gehört der Papi mir“, wo es auf jeden Fall so war, dass Vater im Westen ist arbeiten gegangen und Mutter in der Idealfamilie ist halt mit den beiden Kindern zu Hause geblieben und hat den Haushalt versorgt. Das ist schon diametral entgegengesetzt.
Marko Das glaube ich schon. Ich überlege nur die ganze Zeit, wer sozusagen ein Pendant sein könnte, wer sozusagen als Ikone des arbeitenden Menschen im Westen gegolten hat. Also mir fällt dann nur das Foto des einemillionsten Gastarbeiters ein, irgendwie in der Zeit, so 60er Jahre.
Martin Ja, das ist aber ein anderes Thema, ne?
Marko Anderes Thema, aber wen haben wir sonst als als werktätige Ikone, da gibt es ja keinen.
Martin Ja gut, war eben auch nicht Teil der Staatsideologie, also insofern…
Marko Na ja, fleißig sein und so, das ist schon ein Teil auch. Also wer fleißiger ist, der kann es zu was bringen. Leistung zählt wieder, Leistung muss sich lohnen. Das sind ja schon so Schlagworte auch. Und da denke ich mir, könnte es ja vielleicht irgendein Vorbild geben. Aber mir fällt jetzt beim besten Willen nichts wirklich ein.
Thomas Ich kann aber, wenn ich mich kurz in eure Geschichte einmischen darf, in eure westdeutsche Geschichte, wenn man da das Werbefernsehen nimmt, da gab es doch sehr schöne Geschichten von Frauen, die sich ganz schnell Gedanken machen mussten, was sie denn kochen, wenn der Mann gleich von der Arbeit kommt. Das ist ja der eigentliche Gegensatz. Da die Frau am Herd und hier die arbeitende Frau. Das kann man ja durchaus als progressiv erst mal sehen. Dass das dann ideologisch wiederum in der DDR missbraucht wurde, ist ja dann noch eine andere Frage.
Martin Also ich kann mich daran erinnern, meine Eltern haben Mitte der 60er Jahre oder fast Ende der 60 Jahre geheiratet und da gab es vom Standesbeamten damals als Hochzeitsgeschenk das Hausbuch der Familie und da gab es dann ganz klare Tipps, was die Frau zu machen hat, dass sie zum Beispiel im Sitzen bügeln sollte, um Kräfte zu sparen, damit sie abends noch wach ist, wenn ihr Mann nach Hause kommt. Also das, ja das war, das war so einer der Tipps, die da drin standen und insofern, das ist schon klare ideologische Unterscheidung, muss man sagen.
Marko Aber die Idee dahinter, in der DDR, ist ja offenbar auch: Ja, Frau, wenn du dich anstrengst wie Frau Hockauf, dann machst auch du Karriere und wirst vielleicht irgendwann sogar ein Volkskammerabgeordnete. Ist das auch die Botschaft?
Thomas Naja, die Botschaft ist: Du kannst an der Macht teilhaben, auch als Arbeiter, weil die DDR hat sich ja immer als Republik der Arbeiter und Bauern verstanden und man wollte an diesen Beispielen zeigen, wer fleißig ist, regiert eben auch mit. Und das war dann glaube ich eine ganz große ideologische Frage, weil wer die Macht hatte, das haben wir ja in der letzten Folge diskutiert, sprich, das war ein Altherren-Club.
Marko Was zur nächsten Frau überleiten sollte. Hilde Benjamin hast du angekündigt. Politikerin.
Thomas Zuerst mal Anwältin, dann Mitglied des obersten Gerichts der DDR, zuletzt Justizministerin und dann an eine Hochschule abgeschoben. Das ist eine Frau mit einer hochinteressanten Biografie, wie ich finde. Sie war KPD-Mitglied, hat sich also schon seit 1926 in der Roten Hilfe engagiert, also auch politische Gefangene unterstützt, das alles während der Weimarer Republik. Und ihr Mann, Georg Benjamin, der war in der Nazi-Zeit ein politisch Verfolgter. Georg Benjamin, übrigens ein Bruder von Walter Benjamin, der vielleicht eher noch ein Begriff ist. Und ihr Mann Georg wurde zur Nazi- Zeit, also im KZ Mauthausen ermordet. Und somit war sie eigentlich eine ganz erbitterte Gegnerin des Naziregimes und hat auch dagegen gekämpft. In der DDR hat sie dann natürlich erst mal die Erfüllung ihrer Träume gesehen und hat sich entsprechend auch in der DDR engagiert. Und das ist dann die andere Seite der Hilde Benjamin, die dann an einigen Schauprozessen mitgewirkt hat, wo Leute wirklich aus ideologischen Gründen verfolgt wurden. Sie hat harte Urteile gefällt, mindestens zwei Todesurteile hat sie gefällt. Und sie hat dann aber auch an der Strafrechtsreform mitgearbeitet. Da wurden dann in der DDR so Gummiparagrafen eingeführt, also Boykotthetze. Den Begriff hatten wir irgendwann auch schon mal. Letzten Endes alles, was staatskritisch war, konntest du als Boykotthetze bezeichnen und hast dich damit strafbar gemacht.
Marko Und das hat sie erfunden, sozusagen, diesen Begriff.
Thomas Das hat sie erfunden und zumindest bei der Einführung in den Gesetzestext aktiv mitgewirkt. Und damit war jede Kritik quasi Hochverrat. Und bei Hochverrat verstand man in der DDR wenig Spaß.
Marko Also vielleicht noch mal, um daran zu erinnern: Wir haben ja schon mal eine Folge gemacht über die letzte in Deutschland verhängte Todesstrafe. Da spielte sie ja auch eine nicht unwichtige Rolle.
Thomas Bei der letzten Todesstrafe hat sie keine Rolle mehr gespielt, aber generell bei der Todesstrafe in der DDR hat sie eine Rolle.
Marko Ja, also bei der Genese sozusagen, dass man so etwas aussprechen konnte. Also vielleicht für alle, die es draußen noch mal nachhören wollen. In den Shownotes gibt es den Link zu der Folge mit der letzten in Deutschland verhängten Todesstrafe. Darin kommt auch Hilde Benjamin vor.
Martin Wie sehr stand denn so jemand wie Hilde Benjamin im Licht der Öffentlichkeit? Sie ist ja Justizministerin gewesen, du hast aber beim letzten Mal gesagt, also alles was da so an Regierungsministern und so weiter gewesen ist, das waren eigentlich alles Personen, die von den Machtverhältnissen in der zweiten Reihe gestanden haben, weil eigentlich alles das SED-Politbüro entschieden hat und nicht die Ministerriege oder die Regierung.
Thomas Im Wesentlichen ist das auch so, da gab es so ein paar Ausnahmen. Über eine Ausnahme sprechen wir noch. Das ist Margot Honecker, die als Ministerin durchaus Einfluss hatte. Und Hilde Benjamins Einfluß war eher bei der Gesetzgebung größer, weil sie sich dann engagiert hat, nicht nur für diesen Gummiparagrafen mit der Boykottetze, sondern weil sie eben sich dann auch, das ist die andere Seite, eingesetzt hat für Fragen in Richtung Gleichberechtigung von Mann und Frau. Da ging es um das Scheidungsrecht, was ein moderneres Scheidungerecht wurde. Da gings dann auch um die Gleichstellung nicht ehrlicher Kinder. Letztendlich ging es auch um Entkriminalisierung von Homosexualität. Und – das ist ja auch immer ein Thema, wenn es um Frauen geht – das Thema der Schwangerschaftsabbrüche. In der DDR hieß das Schwangerschaftunterbrechung.
Marko Unterbrechung, als könnte man danach weitermachen. Interessant. Aber in welcher Zeit sind wir da? Das ist so noch 60er oder 70er Jahre?
Thomas Diese große Strafrechtsreform gab es 1968. Da wurde also Homosexualität schon mal aus dem Strafgesetzbuch fast ganz gestrichen, was ja auch im Vergleich zum Westen eine sehr große Liberalisierung war. Aber vielleicht noch mal zu den Schwangerschaftsabbrüchen, da habe ich selber richtig staunen müssen. Das ist auch so ein Thema, wenn man heute über die DDR spricht, sagt man immer, das war alles so wahnsinnig liberal, diese Schwangerschaftsunterbrechung oder -abbruch. Und ich habe jetzt wirklich sehr gestaunt: 1945, also direkt nach dem Krieg, war es in der sowjetischen Besatzungszone und der frühen DDR tatsächlich liberal. Und 1950 hat man das so verschärft, dieses Abtreibungsrecht, dass man festgestellt hat, selbst in Polen war das Abtreibungsrecht liberaler als in der DDR. Diese Periode, von der hatte ich überhaupt noch nichts gehört.
Martin Also zuerst hat man es verschärft in der DDR, also just nach der Gründung der DDR. um es dann 18 Jahre später dann wieder zurückzukurbeln und in eine progressive Richtung zu gehen.
Thomas Genau, bis 1972, das hat noch ein bisschen länger gedauert, das kam dann noch nicht 1968 mit der Reform, sondern 1972. Und da hatte die DDR dann plötzlich eines der liberalsten Schwangerschaftsabbruchsgesetze der Welt sogar. Aber erst gab es wirklich lange Zeit große Probleme, insbesondere Anfang der 50er Jahre, wo man sich dann aufgeregt hat, dass selbst in Polen die Abtreibungsregelungen etwas liberaler waren als in der DDR. Und das wollte damals wirklich was heißen.
Martin Aber es ist ja sehr interessant, diese Hilde Benjamin, das ist ja offensichtlich sehr zweischneidig. Auf der einen Seite extrem progressiv, also Abschaffung der Kriminalisierung von Homosexualität, Schwangerschaftsabbrüche, das ist ja alles das, was man unter sehr progressiv fassen würde. Und auf der anderen Seite dann eben beteiligt an Todesurteilen und dann eben auch an diesen Gummiparagrafen, die ja extrem autoritär sind. Also das kippt ja hin und her bei dieser Frau.
Thomas Unbedingt. Und da gibt es dann noch einen Punkt, den ich auch sehr spannend finde: Sie war ja wirklich in der Nazi-Zeit erklärte Gegnerin der Nazis, war ja selbst betroffen. Ihr Mann ist umgekommen, hatten wir bereits erwähnt. Und musste dann aber auch zusammenarbeiten mit einer Gestalt wie Ernst Melsheimer, der ein Generalstaatsanwalt in der DDR war. Und das war ein ganz merkwürdiger Mensch, politisch zumindest. Der war in der Weimarer Republik SPD-Mitglied. Und pünktlich zur Machtergreifung 1933 ist er aus der SPD ausgetreten und hat sich dann im Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund engagiert und hat da in der NSDAP-Karriere gemacht. Und er war schon fast Reichsgerichtsrat am Reichsgericht – es war dann bloß keine Stelle frei – und dann kam das Ende des Nazireichs und deswegen musste er seine Karriere da abbrechen, ist dann aber nahtlos 1945 gleich in die KPD eingetreten.
Marko Also ein klassischer Wendehals, wie man so sagt.
Thomas Aber so offensichtlich – und mit so jemanden musste Hilde Benjamin zusammenarbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie das ausgehalten hat und ob die beiden diese Karrieren auch mal thematisiert haben.
Martin Aber offensichtlich hat sie es getan, also muss sie ja da eine sehr, wie soll man sagen, pragmatische Ader gehabt haben.
Thomas Offenbar ja, das ist ja überhaupt das Problem. Vielleicht hat ihr in der DDR auch manches nicht gepasst, aber sie hat mitgemacht nach dem Motto, das ist jetzt das bessere Deutschland, für das ich gekämpft habe, also muss alles, was hier passiert, natürlich viel besser sein. Und da hat sie sich dann offenbar ein bisschen geirrt, aber hat es nicht geschafft, sich da irgendwie dagegen zu stellen, sondern hat da wirklich sehr pragmatisch auch mitgemacht.
Marko Die Frau, die im Westen mit Sicherheit am meisten mit der DDR verbunden wird, das ist die nächste, Margot Honecker.
Martin Ich hätte mir jetzt gedacht, du sagst Katharina Witt, aber gut, Margot Honecker.
Thomas Ja, Margot Hornecker, das ist nun die berühmte Frau von Erich Hornecker. Sie wurde, das hatten wir ja letztens erwähnt, schon Ministerin, als Herr Honecker noch gar nicht so machtvoll war aber sie wurde auf Wunsch von Walter Ulbricht Ministerin oder Minister, wie man damals noch sagte, auch wenn Frauen dieses Amt ausgeübt haben. Und da war sie auch schon mit Herrn Honecker zusammen. Also ihre Ehe oder Ihr Zusammensein mit Herrn Honecker hat ihr schon in der Karriere dann ganz deutlich geholfen. Also sie war zunächst nämlich nur Stennotypistin in einem Landesverband des FDGB, also des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, wie das in der DDR lustigerweise hieß.
Thomas Anders als der DGB, der war dann unfrei…
Martin Im Westen…
Thomas Offensichtlich, ja. Sie hat dann also Karriere im Jugendverband gemacht, hat dort Erich Honecker kennengelernt und sie hat eine gemeinsame Tochter, die wird 1952 geboren. Erich Honnecker war da noch verheiratet mit seiner vorherigen Frau. Deswegen wurde Margot auch erst mal nach Moskau geschickt, um an der Hochschule das Komsomol zu studieren, weil Herr Ulbricht dachte, das kommt nicht so gut: Ein Parteifunktionär, der eine Affäre hat, aber die Affäre ging auch nach der Rückkehr weiter und dann hat sich Honnecker nun irgendwie scheiden lassen und die Margot geheiratet.
Marko Nochmal ganz kurz, die Hochschule des Komsomol? Ich habe den Begriff schon mal gehört, aber was war das nochmal genau?
Thomas Das war der sowjetische Jugendverband. Also was in der DDR die FDJ war, war in der Sowjetunion der Komsomol.
Marko Und waren die beiden dann, als sie dann zusammenfanden, so eine Art DDR-Traumpaar?
Thomas Den Begriff finde ich ja ganz witzig. Also in der DDR hat niemand von den beiden geträumt. Und es gab Zeiten, wenn man der Gerüchteküche trauen darf, haben die beiden sich auch nicht als Traumbar-Paar verstanden.
Martin Auch da Pragmatismus am Werk, oder?
Thomas Ja, es gibt gerade in den 90er-Jahren kursierten dann diese nachträglichen Gerüchte. Es fehlte ja in der DDR ja an der Klatschpresse und…
Marko Sowas gab es gar nicht?
Thomas Ne, gar nicht. Also allen beiden werden zahlreiche Affären nachgesagt.
Marko Ihr auch?
Thomas Ja, ihr auch. Nichts Genaues weiß man nicht. Aber zuletzt haben sie dann beide in Chile zusammengehalten.
Marko Blieb ihnen ja nichts anderes übrig wahrscheinlich. Aber wenn man auf diesen Lebensweg der Margot Honecker guckt, dann ist es ja sozusagen auch wieder dieser Stereotype von ganz unten, die Stenotypistin, die es bis nach ganz oben schafft, nämlich zur Ministerin. Nun haben wir bei der letzten Folge, die wir mit dir aufgezeichnet haben, gelernt, als Ministerin hat man eigentlich so richtig gar nichts zu sagen.
Thomas Nee, sie hat nicht so richtig viel zu sagen, also egal ob Ministerin oder Minister, aber bei Frau Honnecker war das ein bisschen anders. Sie hat sich da richtig reingekniet und dadurch, dass sie nicht nur Ministerin war, sondern nebenbei die Frau vom, in dem Fall des Generalsekretärs, hatte sie automatisch schon einen etwas größeren Einfluss. Und sie hat die DDR-Schule und das ganze Bildungssystem wirklich sehr nach ihren ideologischen Vorstellungen aufgebaut. Also da gab es diese polytechnische Oberschule, so hieß das, die POS. Es gab ja nicht so verschiedene Schulformen, wie das heutzutage üblich ist oder wie ihr es gar nicht anders kennt, sondern es gab eine einheitliche Schulform. Und das war zunächst acht und dann später zehn Klassen Unterricht. Und eine Zeit lang war es so, dass man, wer Abitur machen wollte, der durfte dann die POS nach der achten Klasse verlassen und war vier Jahre auf der erweiterten Oberschule, sprich dem Gymnasium. Das hat sie nun auch entgegen dem Rat der Fachleute verändert, sodass wirklich alle bis zum Ende der 10. Klasse in der POS bleiben mussten und die Abiturstufe nur die Klassen 11 und 12 umfasst hat.
Marko Also sie hat so eine Art Schulreform durchgeführt.
Thomas Ja, das war so eine art Schulreforme und das war ihr ganz wichtig, dass eben alle die gleichen Chancen haben, ohne zu berücksichtigen, ob alle die gleichen Möglichkeiten oder Fähigkeiten haben. Das war das Problem dabei. Sie hat unter anderem auch den Wehrkundeunterricht durchgedrückt, der dann in den achten Klassen und noch mal in den elften Klassen stattfand. Das war auch gegen den Widerstand von zahlreichen Institutionen, also in dem Fall von Kirchen und manchen Eltern. Aber das war ihr ganz wichtig. Sie hat auch die Hauptverantwortung für die Zwangsadaption, also Menschen, die die DDR verlassen wollten, dabei erwischt wurden, denen wurden ja teilweise auch die Kinder weggenommen. Das geht alles auf Frau Honecker zurück. Aber sie hat sich eben auch dafür engagiert, eine wissenschaftlich fundierte Lehrerausbildung zu etablieren und auch eine Vorschulerziehung. Das Problem bei der Vorschularziehung war natürlich auch wieder, dass das ebenso ideologisch war wie generell alles in der DDR.
Martin Kann man sagen, dass Margot Honecker die mächtigste Frau in der DDR war oder wäre das übertrieben?
Thomas Nö, das kann man, glaube ich, sagen.
Marko Und diese Macht hatte sie aber nicht sozusagen als Ministerin, sondern sozusagen als diejenige, die an der Seite von Erich Honecker am Frühstückstisch saß, im Zweifelsfalle.
Thomas Ja, wahrscheinlich hat es eine Mischung aus beiden gemacht. Es gab ja vorher Lotte Ulbricht, die Frau von Walther Ulbricht. Da hieß es auch immer, dass sie ganz schön mitredet. Aber sie hatte formal kein Amt, weder in der Partei noch in der Regierung. Und ein bisschen mitzureden ist ihr natürlich leichter gefallen, weil sie eben dieses Amt als Ministerin hatte und weil in der DDR die Schule doch auch unter besonderer Aufmerksamkeit stand, weil da wurden ja die jungen Kommunisten von morgen erzogen.
Thomas Gab es denn so etwas wie Parität bei den Ministern, bei den Ministerposten, auch wenn jetzt der Einfluss sehr gering gewesen sein mag, wenn man nicht gerade Margot Honecker hieß?
Thomas Da habe ich selber gestaunt. Ich dachte ja wirklich DDR, man wusste ganz oben ist es mit den Frauen ein bisschen schwerer in Machtpositionen. Und als ich jetzt noch mal nachgeguckt habe, habe ich gemerkt, Parität ist so ein Wort, das gab es in der DDR überhaupt nicht. Also im Politbüro gab es nur stimmberechtigte Männer und eine Zeit lang ein, zwei Frauen als Kandidatinnen, darüber hatten wir letztens gesprochen. Dann habe ich jetzt mal weiter runter geguckt: ZK war der Anteil an Frauen, glaube ich, auch bloß bei 12 oder 15 Prozent, also im Zentralkomitee. Das war also auch schon mal sehr verschwindend wenig. Dann gab es in der DDR 500 Kombinate, die Zahl ist wohl überliefert. Und wie viele von diesen 500 Kombinaten wurden von Frauen geführt? Gebt man eine Schätzung ab.
Martin Ich sag mal zwei, wenn du schon so anfängst.
Marko Ich glaub mehr, ich glaube mehr. Ich glaube, es sind 20.
Martin Gar nicht so schlecht, es waren 12. Also das hat jemand ausgerechnet, es sind 2,4 Prozent.
Martin 2,4 Prozent, also sowohl auf Wirtschaftsebene als auch auf politischer Ebene, zumindest auf den höheren politischen Ebenen, ist das mit der Emanzipation der Frauen und auch Gleichberechtigung auch nicht so wahnsinnig weit her.
Thomas Und namentlich ein Kombinat wurde von einer Frau geführt, das ist bekannt, und das war welches Kombinant? Das VUB Berlin Kosmetik.
Martin Ja, na gut, das Klischee hat auch vor der DDR nicht Halt gemacht offensichtlich.
Marko Na gut, also wir halten fest, wenn wir heute über Gleichberechtigung reden, da war die DDR offenbar auch nicht weiter. Vielleicht sogar im Gegenteil, weil Ministerinnen hatten wir auch im Westen.
Martin Auch nicht so viele.
Marko Aber es gab’s.
Thomas Auch nicht so viele. Es haben nicht so viel Frauen gearbeitet. Das ist der Punkt, der in der DDR, kann man jetzt positiv bewerten, muss man ja auch nicht positiv bewerten, aber Frauen im Beruf waren im Alltag deutlich präsenter. Das ist, glaube ich, der Unterschied. Ansonsten erinnere ich mich, es gab ja immer die Losungen zum 1. Mai, die jedes Jahr vom Zentralkomitee beschlossen wurden. Und das waren dann die Losungen, die die Werktätigen am 1. Mai auf ihre Transparente schreiben durften. Alleine das kann man schon etwas lustig finden. Und da gab es immer eine Losung dabei, die lautete Frauen und Mädchen.
Martin Wie Frauen und Mädchen ist eine Losungen?
Thomas Ja, für Frauen und Mädchen und dann für irgendwas hinterher. Aber die Ansprache war immer für Frauen und Mädchen. Und es gab aber nie eine Losung Männer und Jungs. Und da gabs dann von erwachsenen Frauen irgendwann mal Bedenken gegen diese Losung, dass es ja doch so ein bisschen infantil auch ist, diese Gleichsetzung. Und nicht mal das hat die DDR ändern können, sondern es blieb bei jedem Jahr bei den Losungen, die irgendwie mit Frauen und Mädchen vorwärts zu neuen Erfolgen oder was auch immer, mehr Fruchtbarkeit für alle.
Marko Kommen wir zu einer Frau, die dann doch die DDR ändern wollte. Die hast du auch in diesen Reigen der Frauen aufgenommen, die du gerne vorstellen möchtest. Katrin Hattenhauer.
Thomas Genau, Katrin Hattenau, das ist die einzige Frau, die ich persönlich kennenlernen durfte, von denen, über die wir heute reden. Die ist gar nicht so bekannt, aber es ist diejenige, die eigentlich für den Wendeherbst in der DDR verantwortlich ist. Finde ich, dass man ein bisschen zuspitzen darf.
Martin Verantwortlich, das ist großes Wort.
Thomas Ja, ich rede mich ja immer damit raus, dass ich für den Widerstandskampf in der DDR viel zu jung war und bilde mir immer ein, dass das stimmt. Jetzt haben wir das Problem, Katrin Hattenauer ist noch ein Jahr jünger als ich, war aber dabei, als die ersten Montagsdemonstrationen stattfanden. Sprich, sie hat diese Demonstrationen mit ins Leben gerufen. Und ich habe sie inzwischen zweimal interviewt und bin jedes Mal beeindruckt davon, wie klar sie über diese Zeit reden kann. Wie deutlich sie schon damals gewusst hat, was die Probleme der DDR sind und dass das einfach eine Diktatur ist und was das dann einfach so nicht weitergehen konnte und sie ist dann halt schon 1989, als sie 21 war, auf die Straße gegangen und hat bewusst dieses Risiko eingegangen, verhaftet zu werden, wurde dann auch verhafted. 1989 hatte sie Glück gehabt, dass es nur paar Wochen waren, aber ein paar Wochen Stasi-Haft sind glaube ich auch nicht unbedingt ein Vergnügen. Und sie hat sich von ihrer Überzeugung nie losgesagt und hat dann dazu beigetragen, dass dann Montag für Montag immer mehr Menschen in Leipzig auf die Straße gegangen sind, was dann diese DDR letzten Endes nicht überlebt hat.
Marko Spielte da für sie das Frau-Sein irgendwie eine Rolle? Also hat sie da sich irgendwie in einer, wie auch immer gearteten, feministischen Tradition gesehen? Oder war das ihr eigentlich völlig egal, die wollte die DDR loswerden?
Thomas Sie war erst mal ein aufrichtiger Mensch und sie wollte glaube ich nicht mal die DDR loswerden, sondern sie wollte die diktatorische DDR loswerden. Dass das natürlich zur Folge hat, dass sich die ganze DDR auflöst, ist im Nachhinein klar, weil die DDR hat sich nur über ihre Diktatur letzten Endes definiert. DDR ohne Diktature ist nicht mehr DDR in dem Sinne. Sie hat sich dafür engagiert, aber es ging ihr dabei nicht darum, dass sie jetzt irgendwas besonders für Frauen erreichen wollte, aber ihr war natürlich bewusst, dass sie eine Frau war und ist und hat dann gesagt, wenn wir diese Demo machen, das erste Plakat für eine gerechtere DDR, ich weiß den genauen Text jetzt gerade nicht, das ist aber gut, wenn mit diesem ersten Plakat zwei junge Frauen rausgehen.
Marko Frauen und Mädchen für… oder gegen. Das ist ja quasi dann eine Tradition.
Martin Nein, aber wieso hat sie gedacht, dass das eine gute Sache wäre, dass da ausgerechnet zwei junge Frauen mit diesem Plakat voranmarschieren?
Thomas Sie rechneten natürlich damit, dass da irgendwelche Stasi-Leute da sind. Und wenn dann zwei Erwachsene, vielleicht etwas stark aussehende Männer kommen und sich die Stasie dieses Plakates bemächtigt, dann ist das irgendwie so ein Kampf unter Männern. Wenn dann aber von den Stasiemännern Gewalt gegen zwei junge Frauen ausgeht, gibt das noch ganz andere Bilder. Und das war ihr klar.
Martin Das hatte so ein bisschen taktische Beweggründe, auch einfach das so zu machen.
Thomas Ja, das war sehr genau durchdacht.
Martin Jetzt ist sie eine Frau, Jahrgang 1968 hast du gesagt, die in der DDR aufgewachsen ist, die die ganze Indoktrination mitbekommen hat, für die auch unter anderem ein paar andere Frauen verantwortlich waren, Margot Honecker hatten wir genannt und Hilde Benjamin. Wie kann denn in so einem ideologischen Ökosystem überhaupt jemand groß werden, der dann so einen klaren, aufrechten Gang entwickelt und sagt ne so nicht.
Thomas Das passiert offenbar in jedem System, das zwar viele Mitläufer gebiert, aber wo automatisch auch ein paar Leute sind, die den klaren Kopf behalten, die eher von außen draufgucken. Katrin Hattenauer stammt, glaube ich, auch eher aus kirchlichen Kreisen, wo man natürlich viel eher bemerkt hat, wie ungerecht die DDR sein kann und wie Christen da auch verfolgt wurden und deswegen war es ihr, glaube ich, auch leichter möglich, da wesentlich kritischer zu gucken als jemand, ja von mir aus auch wie ich, der da eher bei den Mitläufern groß geworden ist und andere Erfahrungen auf dem Dorf auch gesammelt hat.
Marko Du hast sie zweimal getroffen und zweimal interviewt, hast du gesagt, zu welchen Themen war das jeweils?
Thomas Es ging um die ersten Montagsdemonstrationen und einmal ging es um um das Ostdeutschsein an sich, glaube ich.
Marko Und sie hatte ich beeindruckt.
Thomas Ja. Also ich habe hier nun, wie das so ist, ihr kennt das ja auch, man trifft ja in seinem Berufsleben immer mehrere Menschen, mit denen man Interviews macht, manch ein Interview weiß man schon kurz danach nicht mehr, wie es denn war und bei manchen, die bleiben halt hängen und manchmal sind es die Prominenten, die man sich natürlich merkt und manchmal sind es auch so die Leute wie du und ich, die dann manchmal viel mehr zu sagen haben und sehr fundiert und auch druckreif sprechen und Katrin Hattenauer gehört zu den Leuten, die sehr analysierend über ihre eigene Rolle sprechen können.
Thomas Denkst du denn, dass solche autoritären, diktatorischen Systeme wie eben auch die DDR dann vielleicht auch gerade solche Persönlichkeiten hervorbringen, solche Widerständler? Ist das sozusagen Druck erzeugt Gegendruck?
Thomas Das ist jetzt eine sehr philosophische Frage. Wahrscheinlich ist das generell so, dass in jeder Diktatur irgendwo einer erwacht, der sagt, so geht es eigentlich gar nicht. Eine oder eine oder mehrere im Idealfall. Und irgendwann, werden das dann viele, bloß manche müssen bereit sein, den Anfang zu machen. Und das ist der schwere Schritt. Und da hat Katrin Hattenhauer eben gesagt, das ist mir egal. Ich bin hier bereit auch meine Biografie ein bisschen zur Verfügung zu stellen und mich dann eben notfalls auch verhaften zu lassen.
Marko Nun haben wir vier Frauen vorgestellt. Eine davon war sozusagen im Widerstand gegen das System, gegen die DDR. Ich sage mal, im Umkehrschluss waren die meisten – auch Frauen – nun eigentlich eher eine Stütze des Systems? Oder gab es sozusagen aus Frauenkreisen eher Kritik an der DDR? Waren die drei, die du vorher genannt hast, sozusagen eher die Ausnahmen oder … Ja, gibt es sozusagen eine weibliche Sicht auf diese Zeit des Regimes? Oder hat dir das keiner verraten, weil du ein Kerl bist. Kann ja auch sein.
Thomas Wahrscheinlich hat es mir keiner verraten. Nein, es ist einfach, glaube ich, schwer. Man kann das nicht so pauschal beurteilen. Und da denke ich, gibt es dann schon eine Gleichberechtigung, weil du hast genauso viele Männer und Frauen auf der Täterseite wie auf der Opferseite und auf der Seite der quasi Revolutionäre. Die DDR war keine Frauenrepublik, was die Täter betrifft, aber auch Frauen waren unter den Tätern, wenn man das mal so zugespitzt formulieren möchte, und genauso waren unter dem Opfer auch Frauen. Also das war alles relativ gleich verteilt, aber die DDR war nicht dieses progressive Land, als dass es manchmal im Nachhinein erscheinen mag, auch wenn dann Frauen im Berufsalltag anzutreffen waren. Wisst ihr eigentlich, wer die erste deutsche Nachrichtensprecherin war?
Marko Ja, ich denke schon. Ich weiß ihren Namen nicht, aber wir haben ein bisschen was von ihr geklaut.
Martin Unsere Verabschiedungsformulierung haben wir geklaut. Das ist aber vor der DDR-Zeit gewesen.
Marko Ja, und man muss auch sagen, auch diese Dame hat es geklaut. Die hat es nämlich auf der Funkausstellung in Berlin 1936 war sie Nachrichtensprecherin und die verabschiedete sich mit dem, wie wir fanden, sehr schönen Satz: Wenn es euch gefallen hat.
Martin Sie, wenn es ihnen gefallen hat?
Marko Ja, ja, ja. Sie, wir haben das ja gesehen. Also wenn es Ihnen gefallen hat, dann sagen Sie es Ihren Freunden, Bekannten und so weiter. Und wenn es Ihnen nicht gefallen hat, dann sagen sie es doch bitte uns, aber auch nur uns. Dann haben wir recherchiert, weil es ist natürlich eine Nazi-Veranstaltung gewesen 1936 die Funkausstellung und natürlich war das ein strammes BDM-Mädel, die sich mit Heil Hitler verabschiedete. Das hätten wir uns jetzt niemals sozusagen zum Vorbild genommen, obwohl der Spruch ganz gut war. Und in der Tat stammt er dann, ja von einem Zirkus aus den 20er Jahren und von dem hat sich es wiederum geklaut. Aber ich denke, dass diese Frau 1936 die erste Nachrichtensprecherin in Deutschland war.
Martin Haben wir dir jetzt den Gag versaut? Wahrscheinlich.
Martin Völlig. Aber das ist ja eure Existenzberechtigung, mir hier alles kaputt zu machen. Vielleicht war es ja nur, ich glaube, es war nur eine Ansagerin. Weil die erste Nachrichtensprecherin, das war Anne-Rose Neumann. Und da, ich glaub hab ich sogar ein Zeitzeichen zu gemacht, die gab’s schon 1968. Am 8. März hatte sie ihren ersten Auftritt zum Internationalen Frauentag. Sowas hat die DDR geliebt, dass man so an besonderen Tagen besondere Dinge macht, um dann beweisen zu können: Wir sind ja viel besser als der Westen und bei uns können Frauen auch eher Fernsehnachrichten sprechen als im Westen. Und bis zu Dagmar Berghoff hat es damals noch länger gedauert.
Marko Eine Frage hätte ich noch: Weißt du, was Katrin Hattenhauer heute macht?
Thomas Sie hat in England studiert meines Erachtens und sie ist jetzt als Künstlerin unterwegs und natürlich auch als als Referentin für Zeitzeugen-Fragen. Das Transparent, das sie in der Hand hielt, hieß übrigens, hatte den Schriftzug für ein offenes Land mit freien Menschen, was jetzt eigentlich keine staatsvernichtende Forderung ist. Aber in der DDR konnte das den Staat schon zum Einfallen bringen.
Marko Und geschlechtsneutral formuliert.
Thomas Das auch noch. Kathrin Hattenauer stammt übrigens aus Thüringen. Wollte ich bloß mal erwähnt haben. Was für sie spricht. Und sie ist heute als Künstlerin unterwegs, als Malerin, Forscherin und Bürgerrechtlerin.
Martin Frida Hockauf, Aktivistin, Hilde Benjamin, Politikerin, Margot Honecker, auch Ministerin und Katrin Hattenhauer, vier weibliche DDR-Biografien, die du uns vorgestellt hast und wir sind zwar der Erkenntnis gelangt, dass es in der DDR arbeitende Frauen gegeben hat, mehr als im Westen, aber dass das mit Emanzipation, jedenfalls mit Gleichberechtigung nicht so wahnsinnig viel zu tun hatte.
Marko Wenn euch diese Folge der Geschichtsmacher gefallen hat, dann …
Martin …sagt es allen Bewohnern Westdeutschlands und Ostdeutschlands.
Marko Sagt es allen Frauen, die vielleicht mit Wehmut auf die DDR blicken.
Martin Und wenn euch diese Folge nicht gefallen hat, dann kommt der Spruch, über den wir gerade gesprochen haben.
Marko Sagt’s uns, aber bitte auch nur uns.
Martin Unter www.diegeschichtsmacher.de findet ihr alle Kontaktmöglichkeiten und weitere Folgen dieses Podcasts und die Möglichkeit, uns über Steady zu unterstützen.
Marko Vielen Dank sagen wir an Thomas Klug in Berlin, der auf den Wunsch vieler Hörerinnen heute wieder bei uns zu Gast war.
Thomas Es war mir ein Vergnügen.
Marko Wenn ihr weitere Wünsche an Thomas Kluge habt, wenn ihr euch weitere Themen wünscht.
Martin Dann schreibt uns am besten unter der E-Mail-Adresse: kontakt@diegeschichtsmacher.de Schlagt uns was vor. Worüber sollen wir reden? Mit Thomas Klug in Berlin zum großen Thema DDR.
Martin Tschüs.
Marko Tschüs!
Thomas Tschüs!
Die Geschichtsmacher © 2025 Herzog / Rösseler
Schreibe einen Kommentar zu Elke Antworten abbrechen