Ep. 84: Deutsche Demokratische? Republik?

So funktionierte die DDR

Ist ein Staat demokratisch, nur weil er die Demokratie im Namen trägt? Was ist eigentlich das ZK? Welche Funktion hatte der Staatsratsvorsitzende? Warum haben die meisten Bürger der DDR bei der Stimmabgabe zur Nationalen Front nirgends ein Kreuz gemacht? Und was tun, wenn die kleinen FDJler mal wieder vor der Haustür stehen, weil Du zu spät zur Wahl gegangen bist?

All das erfahrt ihr, wenn ihr euch diesen Podcast zur Verfassung der DDR anhört – anschaulich erklärt von unserem Kollegen aus dem Osten der Republik, Thomas Klug, der zu diesem Thema ausnahmsweise mal kein Zeitzeichen gemacht hat.

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Die Geschichtsmacher sagen: Danke!

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Transkript Deutsche Demokratische? Republik?

Thomas zitiert Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistisches Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer Marxistisch-Leninistischen Partei. 

Marko Thomas Klug, erster Artikel des Grundgesetzes der DDR. 

Thomas Verfassung, bei uns hieß es Verfassung. In der DDR hieß es Verfassung. 

Martin Ja, wir hatten ja keine Verfassung, bei uns hieß das eben Grundgesetz. Und da lautet der erste Artikel, die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. 

Marko Würde, Würde. Ist ja nur ein Konjunktiv. Herzlich Willkommen bei… 

Intro Die Geschichtsmacher. Von Autorinnen und Autoren des Zeitzeitzeichens. 

Martin Ja, Würde, Würde ist nur ein Konjunktiv. Wir machen uns darüber so lustig. Von wem ist denn das eigentlich der Spruch, weißt du das? 

Marko Keine Ahnung – wie „Hätte, hätte, Fahrradkette“ so in der Art. 

Martin Ja, irgendwo kommt das aus irgendeiner Sponti-Ecke wahrscheinlich. 

Marko Die sind verwandt, glaube ich. Und ja, ich meine, verwand sind die beiden deutschen Staaten und wir begrüßen wieder auf der anderen Seite der Mauer unseren Kollegen Thomas Klug. 

Thomas Hallo, die Mauer steht doch gar nicht mehr. Ich bin übrigens heute sehr froh, bei euch sein zu dürfen. Wollt ihr wissen, warum? Ich war gestern im ARD-Hauptstadtstudio und hab da ein bisschen was aufgenommen. Nach mir kamen dann Kollegen in dieses schöne Studio. Die haben das ganze Studio dekoriert. Da wurden Plakate an die Wand geklebt. Da wurde eine Topfpflanze reingetragen. Ich wusste gar nicht, dass die ARD ein Budget für Topf-Pflanzen in Studios hat. Also es wurde richtig gemütlich gemacht. Und da wurde ein Podcast aufgezeichnet. Und da waren so viele Leute da, das war schon beeindruckend und da dachte ich Podcast, Podcast kommt mir bekannt vor, frage ich doch mal ob die mich vielleicht als Studiogast haben wollen, weil Studiogast kann ich wirklich gut. 

Martin Ja, das hast du ja bei uns gelernt. 

Marko Also man muss ehrlicherweise sagen: Thomas Klug ist, glaube ich, unser häufigster Gast. 

Martin Ja, mit Abstand. Ich glaube, das ist jetzt irgendwie das siebte Mal oder so, dass du bei uns zu Gast bist. 

Thomas Ist das gut oder schlecht, weiß ich gerade nicht? 

Martin Ich würde mich jetzt mal für gut entscheiden. Ja. Okay, danke. 

Thomas Naja, und jetzt, als ich diesen Vorschlag gemacht hatte, da guckten die sich alle so etwas schräg an und ich wusste diese Blicke nicht zu deuten, bis mir Tontechniker Holger geholfen hat, diese Bblicke zu entschlüsseln, er sagte dann schlicht: Du bist zu alt. 

Martin Ja, dann kannst du doch froh sein, dass du bei uns im Seniorenquartier der Geschichtsmacher ein gemütliches Zuhause gefunden hast. 

Thomas Das würde ich damit sagen. Danke, dass ihr mich noch einladet. 

Marko Ja, aber man muss ja sagen, Alter ist ja keine Frage von Jahren, also es gibt ja auch sehr junge Menschen, die eigentlich frühzeitig gealtert sind und Thomas, du bist natürlich eigentlich für uns immer noch – ja, ein Pionier, ein ewiger Pionier. 

Thomas Da muss ich drüber nachdenken. Bevor jetzt wieder jemand sagt, olle DDR-Geschichte, mir ist ein Witz eingefallen, der ist mir neulich zugetragen worden. Ein DDR-Witz. Es geht ja nicht um Ost oder West, es geht um Deutschland, muss man ja mal sagen, das ist ja geeint. Da gibt es in der DDR den schönen Witz, alle Deutschen sind die Erben von Karl Marx. Der Westen hat das Kapital geerbt, und der Osten das Elend der Philosophie. 

Martin Schenkelklopfer. 

Thomas Das sagt eine Menge aus, ich finde den ganz niedlich. 

Marko Na ja, also man muss da sagen, da ist ja viel Wahres dran. Wir betrachten beide deutschen Staaten oftmals eigentlich nebeneinander. Wobei wir einen Großteil der Deutsch / Deutschen Geschichte schon gemeinsam verbracht haben. Also die Jahre der Trennung waren nicht die längsten in der deutschen Geschichte. 

Thomas Ja, richtig gerechnet. Auch wenn es uns so vorkommt, inzwischen ändert sich das ja auch wieder. 

Marko Ja, aber ich meine, man muss einfach sagen, man muss noch mal das Ganze zusammen denken. Und du möchtest sozusagen über die Staatsverfassung reden, die DDR StaatsverFassung? 

Thomas Die Verfassung der DDR oder den Staatsaufbau eigentlich. 

Marko Klingt total spannend, also klingt so, als würde ich irgendwie, also ich meine, was hast dir dabei gedacht? Das ist total öde, oder? 

Thomas Martin, du hast hier so einen schönen Podcast, der ist informativ, unterhaltsam, ganz toll, wozu genau brauchst du Marko eigentlich? 

Martin Marko ist quintessentieller Anteil hier, weil das Ganze sonst total dröge wäre. Marko ist hier immer der Stachel im Fleische, würde ich sagen, das ist so seine Hauptaufgabe. Auch in dem Fall halt der Stachel in der Seite der DDR oder in der Seite von Thomas. 

Marko Du kannst mich ja davon überzeugen, dass das doch nicht öde ist. Bitte. 

Thomas Ich versuche es, aber das sind natürlich wieder Ansprüche. Mir fiel auf, dass Erika Steinbach, kennt ihr ja noch, die ehemalige Chefin des Bundes der Vertriebenen … 

Martin CDU-Bundestagsabgeordnete und jetzt, glaube ich, bei dieser komischen Partei ganz rechts. 

Thomas Und Alice Weidel -die haben beide gesagt, dass die NSDAP ja eine sozialistische Partei war, weil die Nationalsozialistische Arbeiterpartei hieß. Daraus habe ich jetzt geschlussfolgert, dass die DDR ja ein demokratischer Staat war, weil die Deutsche Demokratische Republik hieß, und das könnte man noch mal untersuchen, ob das so stimmt. 

Marko Das machen wir heute? 

Thomas Dacht ich mir. 

Marko Das ist gar nicht so ein schlechtes Ziel, muss ich sagen. Das überzeugt mich da schon ein Stückchen. Da ist was dran. Ja. Wie demokratisch war denn die Demokratische Republik? 

Martin Also man muss sagen, DDR, deutsche, ok, demokratische Republik. Das heißt also Demokratie, Mehrheitsverhältnisse, die da eine Rolle spielen. Und Republik heißt Rechtsstaat. 

Marko Es kommt von res publica, römisch, die Sache der Gemeinheit, Allgemeinheit. 

Martin Klar. Aber was heißt das? In der Staatskunde wird es gesehen und beschrieben als „hier gilt das Gesetz“, hier ist das Volk der oberste Souverän und nicht irgendein König oder Potentat, also nicht l L`ètat cest moi, das Gesetz bin ich, wie in der Monarchie, wie im Absolutismus, sondern niemand steht über dem Gesetz. Das Gesetz gilt für alle und erst mal für alle gleich. Und das Recht ist dann auch eben einklagbar. Es gibt Rechtsansprüche, Und man darf nicht einfach so verhaftet werden, zum Beispiel… So und jetzt könnten wir natürlich mal überlegen, wie sah denn das so aus in der Deutschen Demokratischen Republik mit Demokratie und mit Rechtsstaat. 

Thomas Wenn ich jetzt gerne mal auf den Anfang zurückkomme, ich habe da ja diesen ersten Artikel der DDR-Vorfassung vorgelesen. Jetzt kann ich noch einen draufsetzen. Die DDR-Verfassung von 1974 ist das, die wurde ja per Volksentscheid angenommen. Wie viele Grundgesetze wurden denn per Volksentscheid angenommen? 

Martin Nicht so viel. 

Thomas Das ist in der Tat so, ja. 

Marko Aber hattet ihr welche zur Auswahl? So mehrere? 

Thomas Das ist ja genau das Problem. Es hört sich immer bombastisch an. In der DDR gab es Wahlen, sie war eine Demokratie laut Name und es gab sogar mal einen Volksentscheid über die Verfassung. Das Problem war, dass das in der DDR immer nur so aussah, als wäre es so, wie es ist. Und es war aber nie so. Weil in der Verfassung stehen ja auch Artikel über Demonstrations- und Meinungsfreiheit und da wusste ja jeder geübte und gelernte DDR-Bürger, das ist alles nicht so ernst gemeint. Aber pro forma konnte man sagen: Gibt es alles. Alles wie in einer Verfassung oder einem Grundgesetz eines bürgerlichen Staates – war es aber nicht. 

Marko Also wir haben auf der einen Seite die Deutsche Demokratische Republik und wir haben auf der anderen Seite die Bundesrepublik Deutschland. Also Republik, da haben wir schon was gemein. 

Thomas Was es bei euch vielleicht nicht gab, ist diese Führung der Arbeiterklasse und ihrer Marxistisch-Leninistischen Partei. 

Marko Nein, die gab’s bei uns nicht. 

Thomas Ja, da steht schon in der Verfassung drin, welche Partei zu führen hat, nämlich die Marxistisch-Leninistische. Und das war in der DDR ja nur eine Partei, die da in Frage kam, nämlich die SED. 

Martin Ja da sind wir wieder bei dem Thema Auswahl. Also SED, Sozialistische Einheitspartei, Einheits-Partei deswegen, weil zusammengeführt aus der kommunistischen Partei und der SPD, zwangsvereinigt. So war das glaube ich ursprünglich mal. 

Thomas Genau. Es gab da sicherlich ein paar Leute, die das wirklich gut fanden, gab auch ein paar Gründe dafür für diese Vereinigung, aber de facto war es eine Zwangsvereinigung, weil eben viele dagegen waren und nicht so ganz vergessen hatten, wie insbesondere die KPD sich in der Weimarer Republik benommen hat und in der SPD quasi die Hauptfeinde gesehen hat und nicht in der NSDAP. 

Martin Jetzt sind da zwei Parteien zwangsvereinigt worden. Das ist die Partei dann, die als SED zur Wahl stand. 

Marko Doofe Frage, wann war das denn? Wann sind die denn zwangsvereinigt worden? Gab’s mal, also es gab am Anfang mal eine SPD in der DDR? 

Thomas Ja, die Zwangsvereinigung war 1946. 

Marko Also noch vor der Staatsgründe, muss man sagen. 

Thomas Vor der Staatskunde am 21. Und 22. April. 

Martin Jetzt hat aber – haben wir eben schon festgestellt, dass die Sache mit den Abstimmungen und Demokratie was mit Wahlen und vor allen Dingen mit Auswählen zu tun. Also nur mit so einer zwangsvereinigten Partei gibt das ja nicht so richtig was mit der Demokratie. Ich glaube, das wussten sie in der DDR ja auch. Und es gab ja auch andere Parteien. Also ich erinnere mich, dass es eine Ost-CDU gab, es gab auch irgendwie eine liberale Partei. Und die Frage ist natürlich, welche Rolle haben die gespielt? 

Thomas Es gab in der Tat auch mal eine Wahl, die ging für die SED nicht so richtig gut aus. Die SED hat daraus gelernt, dass man einfach andere Wahlen organisieren muss. 

Martin Wann war das denn? 

Thomas …weil das Ergebnis halt nicht stimmte. Es gab andere Parteien und da gibt es auch was ganz witziges, nämlich die NDPD, muss man immer aufpassen, die Nationaldemokratische Partei Deutschlands und die wurde gegründet auf Geheiß der SED. 

Martin Also das heißt, die SED hat sich ihre eigene Oppositionspartei geleistet.

Thomas Genau, die Nationaldemokratische Partei Deutschlands. Und die wurde gegründet von einem Menschen, der lange Zeit schon Mitglied der KPD war. Aber die SED wollte natürlich immer, dass alles sehr demokratisch aussieht. Dieses so tun als ob war ja da quasi der oberste Maßstab der DDR. Und wollte aber gleichzeitig nicht, dass die CDU vielleicht eine Partei wird, die zu stark wird oder zu viel Konkurrenz macht. Und hat sich deswegen ausgedacht, wir könnten doch mal so eine Art liberal-demokratische Partei brauchen, um zum Beispiel die ehemaligen Wehrmachtsangehörigen zu sammeln und in eine Partei zu vereinen. Also hat sie da einen Genossen beauftragt, mach doch mal eine Konkurrenzpartei zu uns. 

Marko Und das hieß dann Nationaldemokratische Partei Deutschlands. 

Thomas Ja. 

Marko Das klingt ja schon ein bisschen nach NSDAP. Also so was kann man nicht wählen – oder? Ich weiß es nicht. 

Thomas Die Begrifflichkeiten, da muss man sich ein bisschen verabschieden von dem, was da heute mitschwingt. Es gab ja in der DDR auch die nationale Front. Und das klingt heute ganz martialisch und ganz furchtbar. Ich will jetzt nicht sagen, dass die nationale Front in der DDR etwas ganz Großartiges war. Aber das war nichts weiter als ein Zusammenschluss aller in der DDR existierenden Parteien, die gemeinsam einen Wahlzettel verfasst haben und sich haben wählen lassen.

Martin Also da gab es dann die SED auf dem Wahlzettel, da gab es dann… 

Thomas Nein, nein, nein. 

Martin Nein? 

Thomas Nein,. Da gab es die Kandidaten. Da gab es die Kandidat der Nationalen Front. Das ist einer dieser Sprüche und Slogans, die ich immer noch im Kopf habe, die mich durch die ganze DDR begleitet haben: Wählt die Kandidaten der nationalen Front. Und damit ist alles über den Wahlkampf schon gesagt. 

Martin Ach so, Moment, das war sozusagen alle Parteien oder alle Kandidaten waren Teil der nationalen Front und die musste gewählt werden. 

Thomas Genau, die Parteien haben sich auf so eine Wahlzette geeinigt, wo alle draufstanden, von jeder Partei gemäß ihres Anteils. Also die SED hatte immer die meisten, weil es ja die führende Kraft war, wie das in der Verfassung steht. Und die anderen hatten dann auch so ein paar Namen drauf stehen gehabt. Und das war dann der Wahlvorschlag der Nationalen Front. Und die sogenannte Wahl bedeutet dann, man geht in das Wahllokal, nimmt den Stimmzettel, faltet ihn. Und wirft ihn in die Urne. Also dieser kleine Umweg, der Gang in die Wahlkabine, war gar nicht vorgesehen. Machten wenige. Und diejenigen, die es machten, da gab es dann den Wahlvorsitzenden, oder den Wahlvorstandsvorsitzen, der machte schon mal so ein kleines Kreuz hinter den Namen von denjenigen, die in die Kabine gegangen sind. 

Martin Aber es war schon festgelegt, dass es auch so was wie eine geheime Wahl gab. Aber das machte man nicht. Das war nicht „Comme il faut“, weil das ein Misstrauen gegen die Führung offenbarte. 

Thomas Es war ja geheim. Du konntest ja den Wahlzettel in den Umschlag stecken. Ich weiß gar nicht, ob es einen Umschlag gab. Ich glaube gar nicht. Du konntest ihn ganz geheim zusammenfalten und in die Urne. Das das Wort geheim, das muss man jetzt nicht so eng auslegen. 

Marko Aber wo machte man das Kreuzchen? Das hast du nämlich eben gar nicht gesagt. Man bekam einen Wahlzettel, faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Wahlurne. Wann und wo macht der DDR-Bürger sein Kreuzchchen? Ging man in so eine Kabine rein oder schluderte man das da so hin? Oder? 

Thomas Das sind so deine bürgerlichen Vorstellungen, hätte man in der DDR gesagt. Weil in der DDR war eine Wahl etwas Effizientes. Und der fürsorgliche Staat wollte es seinen Bürgern ersparen, erst noch ein Kreuzchen machen zu müssen. Zettel nehmen, falten, Urne stecken. 

Marko Okay. Und wer machte dann das Kreuzchen? Jemand anderes? 

Thomas Da gab es kein Kreuz. Es war vorgesehen, dass du alle die wählst, die auf diesem Wahlzettel stehen. Du konntest entweder dafür sein, da warst du ein guter Mitmensch. Oder du konntest in diese Wahlkabine gehen und vielleicht irgendwo rumkreuzchen oder rumkreuzen. Dann machst du dich natürlich ein bisschen verdächtig. 

Martin Also das war letztendlich der Gang zur Wahl, auch eine Demonstration des DDR-Bürgers für die Unterstützung dieser Staatsform und dieser Politik. Und deswegen hat man da gar nicht groß überlegt, wen man wählt, sondern man hat diesen Zettel einfach gefaltet und reingeworfen, angenommen wie vorgeschlagen. 

Thomas Letzten Endes war es auch eine Disziplinierungsmaßnahme, beziehungsweise eine Kontrollmaßnahmen. Man wollte gucken, wer passt sich denn an und macht diesen Zirkus eigentlich mit? Und das waren immerhin die meisten. Aber wie man dann gelernt hat, selbst bei dieser sogenannten Wahl 1989, musste die SED noch ein bisschen mogeln, weil ihr die Zustimmung nicht gereicht hat. 

Marko Nun muss ich mal fragen, wie oft durftest du in der DDR wählen? 

Thomas Das ist eine Rechenaufgabe, zweimal, dreimal. Nicht so oft. 

Marko So, aber wenn du dann zur Wahl gegangen bist, wie hast du es denn gehalten? Hast du das Zettelchen genommen und hast es gefalten oder hast du ein Kreuzchen gemacht? 

Thomas Ich habe ja an anderer Stelle schon mal sagen müssen, dass ich ein guter Pionier und FDJler war. Dazu muss ich jetzt halt immer noch stehen. 

Marko Du könntest jetzt einfach sagen… 

Thomas Ich war jung. Ich war sehr, sehr jung. 

Marko Du könntest jetzt sagen, das ist mein Wahlgeheimnis. Weil wir im Westen haben dafür ein Verständnis. Wir sind damit groß geworden. Es gibt ein Geheimnis, das könntest du jetzt einfach sagen. Will ich gar nicht sagen. Geht euch einen Scheißdreck an. 

Thomas Ja, wäre jetzt aber feige. Ich habe da Zettelchen gefaltet und eingeworfen. Es gab ja noch einen ganz anderen Aspekt bei diesen Wahlen. Es reicht ja nicht, zur Wahl zu gehen, sondern es war dann so ein Wettbewerb oder die Obrigkeit wollte natürlich, dass man möglichst zeitig zur Wahl geht. Also da war schon ganz wichtig, wie hoch ist die Wahlbeteiligung früh um 10, früh um 12 oder früh um – ne, um 14 Uhr. Also man sollte möglichst früh zur Wahl gehen, um seine Begeisterung zu zeigen. 

Marko Also am besten schon Schlangestehnung um 5 oder wie? 

Thomas Im Prinzip ja. 

Marko Also wie muss ich mir das vorstellen? Die Wahllokale öffneten früh morgens und wer sozusagen sich in die Schlange als erstes einreihte, der war sozusagen ganz vorne in seinem staatsmännischen Bewusstsein und hat sozusagen demonstriert, dass er diesen Staat ganz besonders toll findet. 

Thomas Genauso wurde das gehandhabt und gesehen. Und wer um 16, 17 Uhr noch nicht zur Wahl war, der kriegt ja dann auch mal Besuch. 

Marko Dissident.

Martin Ach wie, da kam dann, also Besuch heißt dann von was von wem, von der Stasi, von der Volkspolizei oder wer kam da? 

Thomas Manchmal wurden arme FDJler dann hingeschickt und gesagt, klingelt doch mal bei dem und dem und sagt denen, dass sie vielleicht zur Wahl gehen sollen. Das hat man sich nicht gescheut, so etwas zu machen, um dann so ein Bekenntnis zum Lande zu erreichen. 

Martin Und dementsprechend war die Wahlbeteiligung dann bei 98,8 Prozent oder so was. 

Thomas Genau.

Marko Jetzt muss man natürlich mal fragen, auf welcher Seite der Klingel hast du denn gestanden? Vor der Tür? Oder hast du drin gewartet bis sie kamen? 

Martin Du magst es, den Kollegen in die Zwickmühle zu bringen. 

Marko Nein, ich will das einfach nur mal wissen. Ich meine, das ist doch völlig okay, wenn er schon so offen ist und seine Wahlgeheimnisse mitteilt, dann müssten wir ja ihn noch ein bisschen quälen. 

Thomas Ich kriege morgen die Kündigung vom WDR. Nein, bei mir hat nie jemand klingeln müssen. Ich war da immer einer der Vorbildlichen. Ich weiß, ich war umzingelt von Widerstandskämpfern, habe ich nach der Wende mitgekriegt. Es waren ja 16,8 Millionen Widerstandskämpfen. Und ich war offenbar der Einzige, der kein Widerstandskämfer war. 

Marko Das heißt, du hast geklingelt? 

Thomas Das musste man ja nicht automatisch, aber ich glaube, ich habe auch mal geklingelt. Beim Abitur war das da, ganz schwierig, 12. Klasse, da wurde man dann schon mal so losgeschickt. Man durfte selber noch nicht wählen, musste aber gleichzeitig andere zum Wählen überreden. Auch eine sehr merkwürdige Konstellation. Aber das sind jetzt so Erinnerungen, die ich ganz dunkel in meinem Hinterkopf habe. 

Marko War das eine Zwangsveranstaltung? Also haben deine Lehrer damals gesagt, pass mal auf, also wäre schon mal ganz schön, wenn du die anderen auch mal erinnern könntest, dass ja heute ein wichtiger Tag ist für die Demokratie. Thomas, mach doch mal los, weil du hast doch einen Abi-Schnitt von 3, noch was, das geht ja auch besser. 

Thomas Hallo. Hallo, Hallo, hallo, hallo, hallo… Marko, wir reden von der DDR, das war immer alles total freiwillig, aber es gab natürlich gleichzeitig auch immer einen recht subtilen Druck. 

Martin Ist es denn so gewesen, also offensichtlich hat die Partei- und Staatsführung das Ganze besonders ernst genommen… 

Thomas Das waren auch die einzigen, die das ernst genommen haben. 

Martin Ja, das war jetzt meine Frage. Also wie ernst hat man das genommen? Weil im Vorhinein klar sein wird, dass die Wahlbeteiligung extrem hoch sein wird. Dass die Liste dieser Volksfront so angenommen wird, wie sie eben vorgeschlagen ist. Dass es nichts zu wählen gibt. Und dann abends wurden dann die Ergebnisse verkündet. Da hat man dann mit den Schultern gezuckt und hat gesagt, ja, oder wie ernst ist das genommen worden? 

Thomas Also es war nicht die Volksfront, es war die nationale Front. Ein bisschen seriös, müssen wir schon sein. 

Martin Entschuldigung, ich war jetzt beim Leben des Brian, irgendwie Volksfront von Palästina und Palästein. Die judäische Volksfront und die Volksfront vom Judea, Entschuldigung, ja, also die nationale Front. 

Thomas Ja, es ist schwierig. Ich bin ja in der DDR geboren und da aufgewachsen und ich hatte kein Umfeld, wo ich sage, das war ein Umfeld von Dissidenten oder Bürgerrechtern, sondern angepasste Familienmitglieder und für mich und viele andere auch. Also ich war jetzt nicht wirklich der Einzige, aber einer derjenigen, für die das alles normal war. Und ich hatte dann immer Schwierigkeiten, für mich selber irgendwann mal zu erkennen, was diesen Begriff Wahlen eigentlich sinnvoll macht für diese Veranstaltung, wenn ich da hingehe und eigentlich nicht wähle, sondern nur einen Zettel irgendwo einwerfe. Und wenn man das für sich irgendwann begriffen hat, dann hatte man wohl das angeblich höhere Bewusstsein. Und darum habe ich mich natürlich ein bisschen bemüht, aber so ganz ist es bei mir dann doch nicht verfangen, weil Wahl dachte ich immer – rein sprachlich – da wähle ich irgendwas und habe eine Auswahl. Aber ich war der Mitläufer, der Klassische. 

Martin Aber Konsequenzen hat dann die Wahl oder Nichtwahl oder was auch immer das gewesen ist, hatte sie ja dann doch gehabt, denn es ist ja so, dass dementsprechend Leute in irgendwelche Ämter gewählt worden sind und das Ganze dann unter Führung der SED, weil das war nun mal die Partei, die maßgebend war und wie du am Anfang vorgelesen hast, den Staat trägt. Wie muss man das sich praktisch vorstellen? Saß da quasi in jedem Schuldirektorium, saßen da SED-Parteileute drin, in jedem Betrieb, in jedem Amt. Wie muss man sich das vorstellen? War das so quasi etwas, was den kompletten Staat durchsetzt hat? 

Thomas Einfache Antwort, ja. 

Martin Ja, okay, dann sind wir fertig. 

Marko Ich meine, das ist schon klar, was mich aber viel mehr interessieren würde, wenn es sozusagen auch noch parallele Parteien gab, die vielleicht aber auch nur auf diesem Stimmzettel standen, damit man irgendwie so was wie einen Anschein einer Opposition hatte. Gab es denn zum Beispiel auf kommunaler Ebene oder auf regionaler Ebene in irgendeiner Form tatsächlich dann, was weiß ich was, Regionen, wo ein CDUler da saß oder wo jemand aus einer anderen Partei Irgendwas zu sagen hatte? Irgendwo? 

Thomas Also wir haben einen Staatsaufbau, der so ähnlich ist, wie wir ihn heute kennen vom Staatsratsvorsitzenden, das wäre ungefähr der Bundespräsident, bis hin zu Rat des Stadtbezirks oder Rat des Bezirkes. Und parallel dazu gab es immer auch eine entsprechende Einrichtung der SED. Also es gab dann das Politbüro, ZK der SED und die Kreisleitung der SED, also von ganz oben bis ganz unten. Und die Macht lag formal natürlich immer bei den Staatsorganen. Aber de facto ging nie was ohne den Menschen in der SED. Jeder Betrieb, jede Schule, jede Einrichtung hatte auch noch einen eigenen Parteisekretär. Man hat einfach Parteisekretär gesagt, weil für jeden klar war, es ist natürlich der SED-Parteisekritär. Weil die NDPD oder die LDPD, die haben da keinen Parteisekretär im Betreib oder in der Schule. Also das war schon alles machtzentriert für eben die SED. Und ich habe da nochmal gefunden einen Beschluss des Politbüros von 1949, der das nochmal ganz klar macht. Ich zitiere mal: „Gesetze und Verordnungen von Bedeutung, Materialien sonstiger Art, über die Regierungsbeschlüsse herbeigeführt werden sollen, weiterhin Vorschläge zum Erlass von Gesetzen und Verordnungen müssen vor ihrer Verabschiedung durch die Volkskammer und die Regierung dem Politbüro bzw. dem Sekretariat des Politbüros zur Beschlussfassung übermittelt werden.“ Das heißt, wenn die Volkskammer etwas beschließt, hat es die SED vorher beschlossen. Und wenn es die SED nicht beschließ, dann beschließ es auch die Volkskammern auch nicht. Ganz einfach. 

Marko Aber in der Volkskammer selbst saßen auch Vertreter anderer Parteien? 

Martin Ja, nach diesem Vorschlag, nach dieser Nationalen Front. 

Thomas Genau. Das ist ja auch was ganz Witziges, da saßen Vertreter anderer Parteien, aber auch Vertreter der so genannten Massenorganisationen, also die FDJ zum Beispiel hatte dann auch Leute in der Volkskammer und der FDGB, was der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund war, hatte da auch Mitglieder. Und die SED war dann natürlich so raffiniert, die hatte also ihre SED-Leute, aber innerhalb der FDJ konnte man ja trotzdem auch in der SED sein oder innerhalb der Gewertschaft konnte man in der SED sein, so dass immer eine Mehrheit der SED garantiert war, aber die anderen Parteien waren jetzt nicht so auf Widerstandskampf gebürstet. Es gab, glaube ich, höchstens eine Abstimmung in der Volkskammer, wo es mal Gegenstimmen gab. Und das war in den 70er Jahren, da ging es um das Abtreibungsgesetz und da gab es wohl ein paar Vertreter der CDU, die dagegen gestimmt haben. Das ist aber das einzige Beispiel, wo es überhaupt Gegenstimme in der Volkskammer gab. 

Martin Der Begriff, der mir da in den Kopf kommt, ist Blockflöte. Das war auch noch so in der Wendezeit etwas, was auch immer mal wieder aufkam. Bei den Parteien der DDR, die nicht SED hießen, die wurden dann als Blockflöten bezeichnet, um zu signalisieren, naja gut, die flöten nach der Pfeife der SED. 

Thomas Der Begriff war nicht ganz falsch – im Gegenteil, er war sogar sehr richtig. Das war ja dann auch diese Zeit, wo manche Vertreter der anderen Parteien so taten, als ob sie mit dem, was in der DDR passiert war, gar nichts zu tun hatten, sondern alles SED-Schuld war. Und es gibt ja auch dieses schöne Zitat von Frau Merkel, die immer sagte, sie wäre in der DDR nie Mitglied der CDU geworden, weil sie eben genau wusste, dass die CDU jetzt auch nur eine Block-Partei, die hießen ja auch wirklich Block- Parteien, war. 

Martin Okay, also viel zu sagen hatten die anderen Parteien nicht, aber wurde denn wenigstens geredet im Parlament? Also gab es da so etwas wie Diskussionen, Debatten um Gesetzesvorschläge, Gesetzesänderungen oder war das einfach nur Spiegelfechterei, Schaukampf? 

Thomas Es wurde sehr viel geredet in der DDR. Und zwar gab es dann viele beschriebene Manuskriptseiten, die dann ordentlich vorgelesen wurden. Also diese unendlichen Reden von Herrn Honecker oder früher von Herrn Ulbricht kennt man. Und in der Volkskammer haben viele ihre Reden gehalten. Auf Inhalt musste man da jetzt nicht so achten, weil man ja vorher, was gesagt wurde. Also es war keine Diskussion wie heute. Allein die Rhetorik war furchtbar, weil jeder die üblichen Phrasen abgesondert hat und wenn dann der FDJler am Rednerpult stand, dann hat er eben diesen Gesetzentwurf, über den gerade zu entscheiden war, aus Sicht der FDJ begrüßt und der Frauenverband, der DFD, hat dann das aus Frauensicht begrüßt und so weiter. Also es waren furchtbar langweilige Veranstaltungen, wo man nicht mal die Hoffnung hatte, dass irgendwas überraschendes passiert. 

Marko Wie transparent war das Ganze denn? Heute haben wir natürlich so einen Parlamentskanal, wo man das mitverfolgen kann, aber sowas gab es ja damals auch noch nicht. Auch am Westen noch nicht, weil wer hat das schon alles übertragen? 

Martin Du hast das wahrscheinlich am nächsten Tag dann im Neuen Deutschland gelesen, was da in der Volkskammer passiert ist? 

Marko Oder wurde es im Radaio übertragen? 

Martin Oder war das vielleicht am Ende gar nicht so wichtig, weil die Entscheidungen ganz woanders gefällt worden sind? 

Thomas Wichtiger waren, glaube ich, die Parteitage der SED, die immer im Fernsehen übertragen wurden. Aber ganz ehrlich, selbst wenn auch Volkskammer-Sitzungen übertragt worden wären, es hätte keiner sehen wollen, weil man ahnte, was da passiert. Also, wenn man schlecht schlafen kann, dann vielleicht, dass man sagt, guck ich mal ein bisschen Volkskammer, aber ansonsten… Nein! Einfach nur nein. 

Marko Nun gibt es die Volkskammer in der DDR, nun sind wir im Westen ja föderal geprägt. Das heißt, es gibt natürlich auch noch die Länder, gab es die dem entsprechend mit irgendwas, was sie zu sagen hatten, auch in der DDR? 

Thomas Gab es ganz, ganz, ganz früher – bis 1952. Ich habe nachgeguckt, es gab die Länder Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Sachsen und Mecklenburg. Hieß seltsamerweise nicht Mecklenburg-Vorpommern, aber das hing wahrscheinlich noch mit der Oder-Neiße-Grenze zusammen, weil man da noch nicht so genau wusste, was ist mit diesen ehemaligen deutschen Gebieten in Polen. Und da hat die DDR ja jahrzehntelang damit angegeben, dass sie diese Oder-Neiße-Friedensgrenze etabliert hat und da habe ich denn jetzt auch noch mal rausgekriegt: In den 50er jahren war das noch gar nicht so sicher, selbst Herr Ulbricht war nicht so begeistert von der Grenze, weil er meinte die DDR ohne diese Gebiete jenseits der Grenzen ist die DDR nicht so ganz überlebensfähig, womit er natürlich Recht hatte, aber Stalin hat irgendwann mal gesagt, ne, die Grenze bleibt und dann hat auch herr Ulbricht gesagt, dass diese Grenze so bleibt wie sie ist. 

Marko So, und dann gab es diese Länder tatsächlich nur bis Mitte der 50er-Jahre und danach wurden die letztendlich abgeschafft und hatten auch keine Vertretung oder politisches Sagen oder sonst wie. Nein, das war dann alles Volkskammer. 

Thomas Es gab bis 1952 sogar eine Länderkammer. Das tauchte im Geschichtsunterricht alles gar nicht auf, kann ich mich nicht erinnern. Und als ich da mich nochmal mit befasst hab, war ich selber überrascht, dass es das gegeben hat. Hat es aber gegeben. Aber deswegen hat man ja auch die Länder aufgelöst, weil die Länder, die jetzt zwar nicht so eigenständig sind, wie man das in der Bundesrepublik kennt, aber vielleicht noch ein bisschen schwerer zu händeln waren als kleinere Verwaltungseinheiten. Und außerdem war das so Erinnerung an irgendwelche bürgerlichen Zeiten. Und „bürgerlich“ war damals ein Schimpfwort, wollte man überhaupt nicht sein. Deswegen die Länder aufgelöst und in 14 Bezirke plus Berlin aufgeteilt. 

Martin Also Volkskammer hat nichts zu sagen gehabt, sowas wie Länder gab es dann auch nicht mehr, die offensichtlich auch keinen wirklichen Einfluss gehabt haben. Wo lag denn dann jetzt das Machtzentrum, Partei hast du gesagt. Aber es gab auch sowas, wie eine Regierung. Es gab ja einen Ministerpräsidenten, wenn ich mich recht entsinne. Es gab auch einen Präsidenten. Also was haben die gemacht? Waren die dann in Personalunion dann eben auch in der Parteispitze mit drin? Oder wie muss man sich das vorstellen? Also wir haben ja eben über diese Parallelstrukturen gesprochen. 

Thomas Es gab einen Präsidenten, bis Neunzehnhundertschlagmichtot – das war Wilhelm Pieck, das war der erste und gleichzeitig einzige Präsident der DDR. Nachdem der gestorben war, hat man den Staatsrat, den wir schon erwähnt hatten, gegründet. „Staatsrat“ das hieß dann kollektive Staatsführung. Das heißt, es war wieder ein Vertreter jeder dieser DDR-Parteien dabei. An der Spitze stand überraschenderweise dann ein Vertreter der SED. Und das war rein zufällig immer der erste beziehungsweise Generalsekretär des ZK der SED – DDR-Arbeitskräfte und so, da musste einer halt auch gleich mal zwei Jobs machen. Das war aber einfach auch wegen der Machtverhältnisse. Außerdem, wenn es ums Reisen geht, kann es ja mal vorkommen, dass man als Parteivorsitzender nicht eingeladen wird, aber als Staatsratsvorsitzender. Und wenn man gerne reist, dann ist es besser, wenn man nicht nur Parteivorsitzender ist, sondern Staatsratsvorsitzender. Dann kann man sich ja immer aussuchen, welche Funktion man gerade hat. 

Thomas Wie mächtig war dieser Staatsratsvorsitzende? Also erst erst war es eben Ulbricht und später dann eben Honecker. Wie viel Macht hatte der? Wie viel war da, obwohl du hast ja eben von kollektiver Staatsführung gesprochen, wie kollektiv war das oder wie sehr war die Macht da auf eine Person konzentriert? 

Thomas Es war sehr kollektiv in dem, wenn mal jemand krank war, immer ein Vertreter da war, aber das passierte relativ selten. Und der Begriff „Macht“ ist in dem Zusammenhang ohnehin irreführend, weil das war nur eine Protokollgeschichte. Das erkennt man eben daran: Als Ulbricht abgesetzt wurde als Parteichef, hat man ihn freundlicherweise noch ein paar Monate oder Jahre als Staatsratsvorsitzenden geduldet, weil man wusste, da kann er keinen Schaden anrichten. 

Martin Gut, aber als Parteivorsitzender, also Macht hatten die beiden doch schon. Also ich meine, oder waren die wirklich kollektiv in einer großen Gesamtheit eingebunden und hatten keine wirkliche Entscheidungsbefugnis. 

Thomas Da gab es nicht zu entscheiden, weil die Entscheidungen fielen immer im sogenannten großen Haus. Das war das Gebäude des Zentralkomitees der SED, was das heutige Auswärtige Amt ist. 

Marko Das heißt aber, das wurde dann tatsächlich parteiintern ausgeküngelt. Und die Rolle, die jetzt, sagen wir mal Honecker hatte, die war sozusagen eine Verhandlungsmasse innerhalb dieses Hauses, aber nicht für jeden sozusagen klar ersichtlich, was er wirklich dazu beigetragen hat. Ist das so? 

Thomas Was meinst du mit Verhandlungsmasse? 

Marko Naja, also wenn du sagst irgendwie, der hat als Staatsratsvorsitzender, kann man nicht sagen, der hat die und die und die und die Rechte, sondern letztendlich kam aus der Partei ein Kollektivbeschluss und dann war das halt so und der Honecker war sozusagen wie so eine Art Marionette oder wie muss ich es mir vorstellen? 

Martin Gallionsfigur… 

Thomas Honecker war ja nicht die Marionette, weil er gleichzeitig der Parteivorsitzender war. Das war ja immer so, dass der Staatsratsvorsitzende, bis auf diese kurze Ära, wo Herr Ulbricht noch Staatsrats-Vorsitzender war, hatte er nichts mehr zu sagen. Der Staatsratsvorsitzende hat nur dann was zu sagen, wenn er gleichzeitig Parteivorsitzender ist, also SED-Vorsitzender. Und das Ganze war natürlich streng angelegt an den sowjetischen Staatsaufbau. Also was der große Bruder da gemacht hat, hat man in der DDR einfach nachgespielt. Und alles analog genauso eingerichtet. Und das war Grundgesetz quasi: Alle Macht gehört der SED. Punkt. Und das waren auch keine Verhandlungsmasse. 

Martin Ja, also ich bin so ein bisschen irritiert, weil ich denke, irgendwo muss es doch Machtzentren gegeben haben. Das war, wenn man sagt, ja, das war die Parteizentrale, aber da haben ja auch Leute gesessen. Also wer hat den Laden geführt? Wer war derjenige, der gesagt hat, so wird’s gemacht? Also ich hab Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass das alles irgendwie in kollektivem Konsens innerhalb der Partei erdacht wurde und dass dann Honecker oder Ulbricht vorher einfach gesagt hat ja dann machen wir das so und ich verkünde das. Das kann ich mir schlecht vorstellen. 

Thomas Wenn man die Memoiren der alten ZK- oder Politbüromitglieder liest, da kann man sagen, also erst mal war die Macht im Zentralkomitee. Aber dem Zentralkommitee vorgeschaltet war noch das Politüro der SED. Das war übrigens ein reiner Männerbund. Da gab es wohl ein- oder zweimal eine Kandidatin. Aber die fest verankerten Mitglieder waren wirklich alles Männer in diesem Politbühro. Das waren auch gar nicht so viele, 12, 13, 14 ungefähr. Und das war das Machtzentrum. Und dann erfährt man innerhalb dieses Politbüros, was schon mal sehr, sehr wenige Leute waren, hat sich so nach und nach etabliert, gerade Richtung Ende der DDR, dass die eigentliche Entscheidung immer zwischen namentlich damals dann Honecker, Mittag und Mielke gefallen sind. Also drei dann schon etwas ältere Herren, so wie wir, nein, wir sind noch jünger, haben dann die Geschicke der DDR geleitet. Ich erinnere mich, es gab mal irgendeine Krise, oder einen Mangel an Papiertaschentüchern in der DDR. Und da wurde so intern über die SED-Kanäle gestreut: Ja, das Problem ist in der DDR bekannt, aber Herr Honecker hat gerade mit internationalen Sachen zu tun. Wenn er die dann erledigt hat, dann kümmert er sich auch um die Papiertaschentücher. Also in diesem Politbüro wird ja über alles entschieden. Man darf nämlich nicht vergessen, dass es nicht nur um politische Fragen geht, es ging ja auch um wirtschaftliche Fragen. Weil die SED hat ja die Volkswirtschaftspläne gemacht und alles verantwortet dann entsprechend. 

Martin Und dann wurde das Ganze entschieden von eben so einer Clique, einer dreiköpfigen. Du hast, um die Namen nochmal zu nennen, Honecker war das, Mielke, Chef der Staatssicherheitsbehörde. Also alles, was letztendlich Polizei und Geheimdienst ist. Und Günter Mittag, das war wer? 

Thomas Das war der Verantwortliche für Wirtschaft, der im näheren Umgang, wie übereinstimmend berichtet wird, eher ein unangenehmer Machtmensch war. 

Thomas Die Rolle der Frau, das ist natürlich auch etwas, also man hört immer so, dass Margot Honecker dann doch eine sehr mächtige Frau in der DDR gewesen sei. Natürlich qua Heirat mit dem mächtigsten Mann offenbar der DDR in dieser Zeit. Offiziell hatte sie keine Funktion. 

Martin Doch, ich glaube Bildungsministerin. war die doch oder? 

Thomas Sie war Ministerin, Volksbildungsministerin und das war sie schon unter Walter Ulbricht. 

Marko Okay, ja, also sie hatte schon so eine Ministerialkarriere hinter sich oder Ministerinnenkarriere hinter sich. Das heißt, auf Minister-Ebene gab es dann durchaus auch Frauen, die eine Rolle spielten? 

Thomas Da gab es dann Frauen, die eine Rolle spielten, allerdings ist die Minister-Ebene nicht so zu vergleichen, wie man das heute macht. Minister war im Prinzip auch nur jemand, der die Weisungen aus dem großen Haus, also aus dem ZK der SED erfüllt. Ich habe mal irgendwo mir aufgeschrieben, ja, es gab in der DDR den Ministerrat, das waren 1950 18 Menschen, 18 Minister, und 1989 gab es dann 39. 

Martin Bei uns, wir haben momentan 16, glaube ich, ne. 

Thomas Ja, aber auch da merkt man, Verwaltung neigt immer dazu, sich auszubreiten. Das war in der DDR, glaube ich, dann auch ganz genauso. Und da gibt es ein schönes Beispiel, um zu erklären, was Minister für einen Einfluss hatten. Wir schreiben das Jahr 1988. Es gab eine Zeitschrift, die heißt Sputnik. Das war so eine Art Reader’s Digest von der Sowjetpresse. 1988, wie erinnern uns, gab es Perestroika an Glasnost mit Herrn Gorbatschow, also in der Sowjetunion tat sich ein bisschen was, entsprechend erschien in diesem Reader-Digest-Sputnik schon so ein paar Artikel, die nicht so ganz der SED-Politik gefallen haben. Unter anderem gab es dann auch historische Beiträge über die Rolle von Stalin und über den Hitler-Stalin-Pakt. Das ist so ein Aspekt der Geschichte, über den man in der DDR nicht so gern geredet hat. Und da hat er Herr Honecker beschlossen, dass man diesen Sputnik, diese Zeitschrift, einfach in der DDR nicht mehr verkauft. Und der Minister für Post- und Fernmeldewesen, so was gab es damals noch, der hieß Rudolph Schulze, hat dann in der Zeitung gelesen, dass er den Sputnik verboten hat. Das war eine ADN-Meldung, wie die Pressestelle des Ministeriums mitteilt, wird der Sputnik nicht mehr erscheinen. Das hat er aus der Zeitunt erfahren.

Martin Also so einflussreich waren die Minister damals. 

Thomas Genau.

Martin Jetzt haben wir so ein bisschen über den Staatsaufbau gesprochen der DDR, und über das Wahlsystem. Wie auch immer, ja, über das Wahlsystem, jetzt haben wir aber noch den zweiten Aspekt, nämlich diese Republiksgeschichte, also die Frage des Rechtsstaates und der Frage, wie denn der Bürger vor dem Gesetz so steht und wie er vom Gesetz behandelt wird. Wie sah es denn da in der DDR aus? 

Thomas MIr ist gerade etwas eingefallen, weil du bei Wahlen so geschmunzelt hast. Es gab dann, das war in den 80er Jahren so, plötzlich im DDR-Fernsehen, in der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ so an den Wahlsonntagen ein Wahlstudio, da wurden dann die Hochrechnungen veröffentlicht. Also Bezirk Erfurt, Wahlbeteiligung, so und so groß und für den Vorschlag der nationalen Front haben so und so viele Leute gestimmt und es waren so Zahlen. Die hat kein Mensch interessiert, weil man ja eh wusste, wie es ausgeht, aber das ZK der SED hat sich dann wohl doch dafür interessiert. Um auf deine Frage zurückzukommen. Wie war die gleich nochmal? 

Martin Wie schaut es mit der Rechtsstaatlichkeit aus in der DDR? 

Thomas Also…

Martin Das hat ja was damit zu tun, dass man nicht einfach so von der Straße weg verhaftet werden kann, dass man einen Anspruch auf einen Rechtsanwalt hat. Dass es bestimmte Verfahren gibt, wie Prozesse ablaufen, wenn der Staat gegen einen ermittelt, dass man diverse Rechte hat, die man auch einklagen kann, auch bei höheren Gerichten dann einklagen kann, bei Urteilen, die man für ungerechtfertigt hält, in Revision gehen kann und so weiter und so fort. Wie war das in der DDR? 

Thomas Also es gab zum Beispiel ein tolles Scheidungsrecht, man musste nicht vorher ein Jahr warten, bevor man sich scheiden konnte, das war wohl relativ modern. Es gab Gesetze, wenn dir jemand was klaute, dass du den anzeigen konntest, was die Polizei verfolgt hatte. Schwieriger wurde es bei Strafrecht, weil Strafrechte war immer auch schon eine Waffe im Sinne der Herrschenden. Mit Strafrecht konnte man auch schon Leute zur Raison bringen und wenn du dich als einfacher Bürger wehren wolltest gegen staatliche Entscheidungen, dann hat man in der DDR gewusst: Lass es lieber. Das Einzige, was da noch möglich war, war nicht etwa ein Gericht, das du anrufen konntest, sondern du konnteste eine sogenannte Eingabe schreiben. Also das ist so, muss man sich vorstellen, wie im Feudalismus, dass man dann seinen Fürst bittet, seine Entscheidung vielleicht nochmal zu überdenken. Genauso war das in der DDR, wenn dir irgendwas nicht gefallen hat – was Kleines, also große, dass du nicht ausreisen dürfen sollst, das hättest du gar nicht beklagen sollen, das wäre nicht gut gekommen. Aber wenn dir irgendwas in der DDR nicht gefallen hat, dann konntest du eine Eingabe schreiben an die Obrigkeit und die Obrigkeit hat sich dann überlegt, was sie mit dir macht oder wie sie das Problem löst, das du ihr schilderst. 

Marko Hattest du jemals ein Problem, wo Du drüber nachgedacht hast, ach, ich mach mal ne Eingabe? 

Thomas Ne, es gab aber eine Phase, wo es richtig viele Eingaben gab. Das war in den 80er Jahren, da gab es in der DDR die sogenannte Kaffee-Krise. 

Martin Ui, Kaffeekrise, das klingt dramatisch. 

Thomas Ja. 

Marko Naja, ich erinnere mich auch noch an Zeiten, wo den Verwandten in der DDR Kaffee geschickt wurde. Also offenbar gab es da einen schweren Mangel. 

Martin Guten Bohnen-Kaffee und Strümpfe, aber das war, glaube ich, früher, das war eher so, als es noch Ostzone hieß. Meine Oma hat immer gesagt, das schicke ich in die Ostzone. Das war dann zwar auch in den 80er Jahren, aber für die war das immer noch die Ost-Zone, wo sie Kaffee- und Nylon-Strümpfen hin geschickt hat. 

Thomas Da bedanke ich mich nochmal nachträglich bei deiner Oma, das war sehr nett. 

Marko Für die Nylon-Strümphe? Man muss dazu sagen, wir sehen den Kollegen Klug nur bis zum Hals. Wir wissen nicht, was er drunter trägt. 

Thomas Das wird sich heute auch nicht mehr ändern. Es war 1977, da gab es die sogenannte Kaffee-Krise. Auch die Zeit, da hat man von echtem Bohnen-Kaffee gesprochen. 

Marko Statt Muckefuck. 

Thomas Muckefuck oder echter Bohnen-Kaffee, das war noch was, heute sagt man immer nur Kaffee oder Kaffee. Und da waren die Weltmarktpreise für Kaffee wohl auch irgendwie hoch, was wir heute ja wohl auch wieder sind. Und in der DDR hatte man die geniale Idee gehabt, wir machen etwas, das wir Kaffeen nennen, aber da kommt bloß 50% Kaffee rein und 50% irgendwas, also Malz, Zichorie, wie man das so ausspricht. 

Marko Gab es bei uns auch – Zichorien-Kaffee. 

Thomas Und da ist dann auch der gemeine DDR-Bürger auf die Barrikaden gegangen und das war wohl der Höhepunkt der Eingaben, weil das hat das Volk der DDR dann wirklich nicht verstanden, dass der Kaffee erstens teuer ist immer noch und dann auch noch scheiße schmeckt. Das war der berühmte Kaffeemix und außer meiner Oma hat den, glaube ich, keiner gemocht. 

Martin Hat es denn Erfolg gehabt? Also die hohe Anzahl von Eingaben – hat es dann an Einsehen gegeben bei der DDR-Führung? 

Thomas Es gab es, weil man wollte seine Bürger dann doch nicht zu sehr drangsalieren als DDR. Zum einen wurde der Preis, ich glaube, von 6 DDR Mark auf 4 DDR Mark pro 500 Gramm – oder ein Kilo – ne, 500 Gramm war das Übliche – der Preis wurde gesenkt und der andere Kaffee wurde dann ganz schnell auch noch besorgt. Da hat man dann doch mal in die Reservekasse gegriffen und dann richtigen Kaffee geholt, weil unruhige Bürger, die dann nicht mal noch richtig einen Kaffee haben, das wollte man nicht. 

Thomas Aber es war so eine Art Gnadenakt. Also es gab die Eingaben, es gab keinen Rechtsanspruch darauf, dass das in irgendeiner Form aufgegriffen, verfolgt wird oder höhere Instanzen, einen Rechtsanspruch in irgendeiner Form, den gab’s schlicht und ergreifend nicht und dem entsprechend auch keine höheren Gerichte, die über sowas entscheiden würden. 

Thomas Es gab kein Verfassungsgericht in dem Sinne oder auch in keinem anderen Sinne. Sowas gab es einfach nicht. Das war aber aus Sicht der DDR auch gar nicht nötig, weil die SED war ja die führende Partei und die SED vertrat ja die Arbeiterklasse. Und die Arbeiterklasse, das war ja die Mehrheit in der DDR und deswegen sprach man ja auch interessanterweise von der Diktatur des Proletarirats, also von der Diktatur – SED-Lesart – der Mehrheiten quasi. Weil die meisten waren ja Arbeiter, dann gab es bloß so ein paar Bauern und so ein paar Intelligenzler. 

Marko Nun haben wir heute geklärt, warum die Deutsche Demokratische Republik zwar deutsch, da haben wir jetzt nicht dran gezweifelt, aber nicht demokratisch und auch nicht republikanisch war. Man könnte jetzt darüber nachdenken, warum Alice Weidel sagte, die NSDAP wäre sozialistisch gewesen. Man kann wahrscheinlich über ganz viele Dinge noch nachdenkt. Aber schön, dass wir heute mit dir darüber nachgedacht haben – Thomas, danke. 

Thomas Es war für mich auch sehr schön. Danke, dass ich euch was erzählen durfte. 

Martin Vielleicht machen wir da eine ganze Reihe daraus. Also ich könnte mir vorstellen, dass es da noch viel gäbe. Ich habe eine Menge gelernt über die DDR, was es so alles gab und was es vor allen Dingen nicht gab. Also dass es kein Verfassungsgericht gab, finde ich erstaunlich, um es mal ganz milde auszudrücken. Und ich glaube, da gibt es noch eine ganze Reihe von Dingen, von denen wir Wessis so eigentlich gar nichts wissen. 

Marko Ja, wir sind ja sehr ignorant, muss man sagen. Wir könnten ja mal eine Folge machen, wo man mal sagt, okay, gute Errungenschaften aus der DDR. Dann kannste auch mal, weißt du, dann hacken wir nicht immer nur auf dir rum und auf deinem Staat, aus dem du stammst. Ja, also das ist ja nicht dein Staat. Ich muss vielleicht kurz erklären. 

Thomas Ich muss vielleicht kurz erklären… 

Martin Spreewaldgurken, ich wäre für Spreewaldgurken, die sind super. 

Marko Kindergartenplätze, Kindergartensplätze… 

Martin Und FKK – auch super. 

Marko Findste?

Thomas Also ich muss sagen, ich hab die DDR selber nicht gegründet, ich war auch nie Staatsratsvorsitzender oder SED-Generalsekretär. 

Marko Schade, vielleicht wär’s dann anders. Weiß man nicht, ne. Weiß man nicht. 

Thomas Ne, bei dem Aufbau funktioniert das, glaube ich, nicht so. Das ist einfach die Struktur. Und wenn ich heute noch mal darüber rede, merke ich eigentlich, wie dankbar man sein darf, dass wir heute eine Demokratie haben, wo ich auch den Staat verklagen kann, wenn mir gerade danach ist und nicht gute Gründe habe. 

Marko Wenn euch diese Folge der Geschichtsmacher gefallen hat, dann… 

Martin Sagt es allen Bürgern der Bundesrepublik, auch ehemaligen DDR-Bürgern. 

Marko Sagt es allen, die schon mal einen Sitz in der DDR-Volkskammer hatten… 

Martin Allen Blockflöten… 

Marko Und allen Redakteuren beim Sputnik, und wenn es euch gar nicht gefallen hat, also wenn ihr das einfach nicht gut findet, dann macht doch einfach eine Eingabe. Unter: 

Martin www.diegeschichtsmacher.de könnt ihr alle Gnadengesuche loswerden. Und dort findet ihr auch alle weiteren Folgen dieses kleinen Podcasts und die Möglichkeit, uns zu unterstützen über Steady. Wir nehmen auch noch Ostmark. 

Thomas Sicher?

Martin Ich glaube, ich hab sogar noch welche, ich muss mal nachgucken, ich glaub, ich habe noch ein paar Scheine. 

Marko Im dem Sinne: Freundschaft! 

Martin Tschüs!

Thomas Tschüs!