28. März 2025 - Kategorie(n): Podcast-Folgen
Es begann 1858 mit dem großen Gestank – „The Big Stink“, wie ihn die Londoner nannten: Das Wasser der Themse stand niedrig, die Fäkalien, die ungeklärt in den Fluss geleitet wurden, verseuchten das Trinkwasser, schon bald forderte die Cholera tausende Opfer. Der englische Priester Henry Moule begann deshalb mit Kompost-Toiletten zu experimentieren, die er schließlich zur Marktreife brachte und in Folge ein großes Geschäft mit diesen als „Trockentoiletten“ patentierten Bedürfnis-Eimern machte.
Wie Moules Erfindung bis heute viele Probleme auf dieser Welt lösen könnte, weshalb die Wasserspülung ein Irrweg der Stuhlgang-Entsorgung war, und warum heute Forscher auf der ganzen Welt dafür plädieren, die menschlichen Fäkalien nicht einfach wegzuspülen, all das berichtet uns Kollegin Irene Geuer.
Außerdem kommen in diesem Podcast über die Geschichte der Stuhlgang-Entsorgung zu Wort:
Weitere wichtige Links zu dieser Sendung:
Irene Geuer hat ein Zeitzeichen zur Erfindung der Trockentoilette gemacht: Henry Moule und die Erfindung der Trockentoilette.
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Hallo Ihr Beiden,
ich verfolge Euren Pod-Cast seit ca. einem halben Jahr, und ganz klar, ich macht das klasse. Danke dafür.
Bei der Sendung über die Trockentoilette habe ich etwas, aus meiner Sicht Entscheidendes vermisst. Es wurde nicht erwähnt, dass das Entscheidende bei der Weiterwendbarkeit der menschlichen Ausscheidungen darin liegt, dass Urin und Kot nicht miteinander vermischt werden. Nur dann lassen sich diese wirtschaftlich und ohne großen technischen Aufwand zu diesem effizienten Düngemittel weiterverwerten, der den anderen tierischen Düngemitteln,überlegen ist. Vielleicht habe ich diese Passage auch überhört, dann tut es mir sehr leid, wie gesagt, ich finde Euren Pod-Cast sehr gut gemacht, sehr spannend und sehr informativ. Vielleicht habt Ihr mal kurz Zeit darauf einzugehen. Alles Gute für Euch weiterhin. Euer treuer Hörer; Herbert
Hhmmm,
bin jetzt etwas überfragt, der Kommentar war doch oben. Bin einfach zu alt, tut mir leid. Trotzdem Alles Gute.
Freu mich auf die nächste Geschichte.
VG
Herbert
Transkript Der große Mief: Donnerbalken, Wasserklo, Trockentoilette
[00:00:01] Marko Martin, wird Zeit. Geht los.
[00:00:10] Martin Moment, komme gleich.
[00:00:10] Irene Was für eine Verschwendung!
[00:00:11] Martin Was? Wovon redest du?
[00:00:12] Irene Das erkläre ich euch gleich.
[00:00:14] Marko Herzlich Willkommen bei..
[00:00:15] Intro Die Geschichtsmacher – von Autorinnen und Autoren des Zeitzeichens.
[00:00:32] Marko Und heute unser Gast ist Irene Geuer, mit der werden wir heute verdauen.
[00:00:36] Irene Genau.
[00:00:38] Marko Herrlich.
[00:00:39] Martin Eine Scheißfolge könnte man sagen.
[00:00:39] Marko Ja, und wir werden heute ein wenig Werbung machen. Wir machen Werbung für…
[00:00:43] Irene Trockentoiletten.
[00:00:46] Marko Trockentoiletten. Also wir machen nicht wirklich Werbung, denn wenn ihr uns aufmerksam verfolgt und hört, wisst ihr, dass wir noch dringend auf der Suche nach jemanden sind, der bei uns vielleicht Werbung schalten möchte. Also vielleicht etwas, was wir auch selber gut finden.
[00:00:58] Martin Oder uns sponsern möchte, weil wir einfach so eine kleine, sympathische Geschichtspodcast-Serie sind.
[00:01:05] Marko Genau. Und Irene würde zum Beispiel also gerne für Trockentoiletten, würdest du gerne werben.
[00:01:11] Irene Oder für recycelbares Toilettenpapier.
[00:01:13] Marko Irene Geuer hat sich nämlich mit der Geschichte der Verdauung und der Entsorgung der Verdauung beschäftigt.
[00:01:19] Irene Genau.
[00:01:19] Marko Und darum wird es heute gehen.
[00:01:20] Irene Und dabei auch festgestellt, dass die Wassertoilette der falsche Weg ist, um die Exkremente der Menschen loszuwerden.
[00:01:28] Martin Das ist ein Thema, was dich offensichtlich sehr gereizt hat und von dem du sehr, ja, ich möchte sagen, fast ergriffen bist. Warum? Also, ich mein, so ein im wahrsten Sinne des Wortes Scheißthema. Was hat dich denn daran fasziniert oder was fasziniert dich immer noch daran?
[00:01:45] Irene Was mich daran fasziniert, ist, dass diese Trockentoilette, wenn wir sie denn flächendeckend, also im Grunde genommen weltweit eingeführt hätten, dass die uns ganz viele Dinge beschert hätte, tatsächlich, ja, nämlich gute Sachen, und auf der anderen Seite viele Probleme erspart hätte. Aber wir haben uns dafür entschieden, eben halt unser Pipi und unser AA mit Wasser wegzuspülen.
[00:02:09] Marko Das machen wir doch noch gar nicht so lange, oder?
[00:02:11] Irene Nein, das machen wir erst seit 1775 im Grunde genommen. Da ist die erste Wassertoilette erfunden worden. Vorher hat man Pipi und AA eben halt auch anders entsorgt, wie zum Beispiel über den Misthaufen. Der Adel hatte Abort-Erker in Schlössern gehabt. Das waren kleine Räume, wo ein Loch im Boden war. Und dann fiel das Ganze entweder in den Burggraben oder eben halt auf einen solchen Misthaufen.
[00:02:36] Martin Die kann man ja heute auch noch sehen, bei den entsprechenden Burgen mittelalterlicher Art. Dann gibt es da diese Vorbauten, wo unten ein Loch drin ist und das ging dann relativ simpel.
[00:02:45] Marko Abort-Erker hießen die – aber der normale Mensch hat doch wahrscheinlich irgendwie einfach auf dem Donnerbalken geschissen oder so, ne.
[00:02:52] Irene Und auch das ging auf den Misthaufen, das wurde alles benutzt. Aber dann hat man eben halt die Wassertoilette erfunden, was natürlich auch zum Beispiel was mit dem Adel zu tun hatte, ne. Also wenn man auf Toilette geht, dann riecht es meistens. Und das fand man alles nicht so klasse. Und dann hat mal festgestellt, oh, wenn das Ganze aber in Wasser fällt, quasi von Wasser bedeckt ist und auch von Wasser weggespült werden kann, wow, dann haben wir diese Stinkerei nicht mehr.
[00:03:16] Marko Was ja erstmal ganz schön ist.
[00:03:18] Irene Was auch erstmal ganz schön ist, ja.
[00:03:19] Martin Jetzt hast du gesagt, 1700 – was war das Datum?
[00:03:24] Irene 1775.
[00:03:24] Martin Erfindung der Wassertoilette, aber ich kann mich doch da an Bilder aus Pompeii und ich weiß nicht wo erinnern, die Römer hatten doch auch sowas, also sie sind doch gemeinsam auf Toilette gegangen.
[00:03:33] Irene Richtig.
[00:03:33] Martin Das war ja offensichtlich auch so eine Gesellschaftsveranstaltung, so wie man sich zum Essen zusammensetzt, ist man gemeinsam auf Toillette gegangen und das waren, wenn ich mich recht entsinne, auch so Wassertoiletten.
[00:03:43] Irene Richtig, das hat man dann in Europa sozusagen wiederentdeckt. Man muss sich das nicht so vorstellen, dass die Römer jetzt mit ihrer Erfindung einfach weltweit gegangen sind, sondern das war bei denen so. Dann hat es wieder andere Entwicklungen gegeben. Und das normale Volk, sage ich jetzt mal, ist eigentlich schon immer auf den Donnerbalken gegangen und hat den Misthaufen damit bestückt.
[00:04:02] Marko Und das ist für Archäologen übrigens sehr interessant. Ich kann da was zu sagen, weil ich habe ja Archäologie studiert und da muss man irgendwann an einer Lehrgrabung teilnehmen. Und ich habe in Köln Marienburg ausgegraben.
[00:04:13] Martin Das ist ein sehr edles Stadtviertel in Köln, muss man sagen.
[00:04:16] Marko Ja, heute sehr edeles Stadtviertel. Damals war es das Flottenlager der Rheinflotte der Römer. Die waren da stationiert und ich bin eingeteilt worden für die Toilette. Also ich habe in der Tat die römische Toilett ausgegraben.
[00:04:28] Martin Maggo -Toiletten-Dienst.
[00:04:29] Marko Ich hatte Toiletendienst und das ist gar nicht so uninteressant, weil natürlich in solche Toileten unglaublich viel reinfällt. Also Münzen, Spangen, Schmuckstücke, manchmal.
[00:04:40] Martin Auch das iPhone.
[00:04:43] Marko Und die holt dann keiner mehr da raus und das heißt, ich, der ich das dann 2000 Jahre später ausgegraben habe und man konnte genau sehen, wo die Römer hingeschissen haben, weil sich das in der Tat in der Bodenstruktur erhalten hatte. Ich hatte ständig irgendwelche tollen Sachen.
[00:04:57] Martin Da kann man so stratografische Entdeckungen machen, so Schicht für Schicht.
[00:05:00] Marko Ja, also z.B. sehr wichtig ist ja z. B. die Schlussmünze zu finden. Also wann ist die letzte Münze irgendwie da verschütt gegangen? Das ist wichtig – so. Und auf dem Klo ist es sehr wahrscheinlich, dass die letzte Münze da reingefallen ist.
[00:05:12] Martin Warum die letzte?
[00:05:13] Marko Das ist wichtig, weil du dann Rückschlüsse ziehen kannst. Okay, nachdem diese Münze geprägt worden ist, erst nachdem ist dieses Flottenlager aufgegeben worden. Zum Beispiel. Das ist also ein Terminus Post kriegt man damit. Und so was kann man auf Toiletten finden.
[00:05:28] Irene Richtig. Man kann auch noch viele andere Sachen auf Toiletten finden. Jedenfalls hat Alexander Cummings die Wassertoilette – wie soll ich sagen – serienreif gemacht. Das fanden viele Städte in Europa, fanden das klasse. Und haben die Wassertoilette eingeführt, auch wegen des Hygienischen. Also was weggespült ist, ist weg, ist nicht mehr da.
[00:05:49] Marko Alexander Cummings.
[00:05:50] Irene Commings – Brite?
[00:05:51] Irene Genau. Was weggespült ist, ist weg, ja. Und das haben dann viele Städte gemacht, haben allerdings noch nicht so ein System gehabt, wie wir das heute haben, mit Kläranlagen etc. und Pipapo, sondern da gingen die Exkremente in den Fluss. Also zum Beispiel in London in die Themse. Und deswegen gab es dort damals, 1858, gab es da eine große Choleraepidemie, mittlerweile die zweite. Weil, was ist passiert? Das PP und das AA landeten in der Themse und gleichzeitig wurde aus der Thamse aber auch das Trinkwasser gewonnen.
[00:06:25] Marko Das ist schlecht.
[00:06:26] Irene Und wenn es Sommer war und das war es, 1858, dann ist wenig Wasser in der Themse. Das heißt, die Dinge vermischen sich eher und die Bakterienzahl ist hoch.
[00:06:37] Martin Mit mir ist da noch so ein Begriff in Erinnerung, der in London auch kursierte in der Zeit, als ich da war: The Great Stink. Ist das das gewesen? Das große Gestinke.
[00:06:46] Irene Genau, der große Gestank. Und viele Menschen erkrankten an der Cholera. Man muss sich vorstellen, die Cholera ist eine Krankheit, die ist schrechlich, weil du einen ganz hohen und sehr schnellen Flüssigkeitsverlust hast. Dadurch, dass du dich übergibst, dass du nicht mehr von der Toilette sozuagen runterkommst. Dadurch waren die Sterbezahlen sehr hoch. Man spricht auch in der Medizin von Reißwasserstühlen, die man da hat. Und heute ist zum Beispiel auch die WHO immer noch sehr aktiv, wenn irgendwo der Verdacht aufkommt, Cholera könnte eine Rolle spielen. Weil das Einzige, was eigentlich wirklich hilft gegen die Cholera, ist sofort Frischwasser zu verteilen. Also tatsächlich eben halt nicht mehr die Wasserquellen zu nutzen, die man hatte. Man kann heute die Cholera mit Antibiotikum behandeln. Aber manchmal ist das auch sehr kompliziert, weil der Flüssigkeitsverlust halt so hoch ist und das Antibiotikum gar keine Zeit hat, im Körper zu wirken, weil es dann schon wieder ausgeschieden wird.
[00:07:42] Marko Wobei es das ja noch gar nicht mal gab. Jetzt muss ich mal verständnishalber nachfragen: Bevor die Wasserspülung erfunden ist, ist der Dreck nicht in der Themse gelandet?
[00:07:51] Irene Auch doch, weil natürlich, sag ich mal, auch der Missthaufen und die Felder natürlich ausspülen. Und wenn du halt immer dann, wenn du wenig Wasser im Fluß hast und aber den Fluß auch zur Trinkwassernutzung einsetzt, wenn du den Fluß auch benutzt, um eben halt Trinkwasser zu schöpfen, dann hast du diese Problematik. Und die hatten wir immer wieder. Also die große Choleraepidemie von 1858 war die zweite in diesem Jahr gewesen damals. Und warum erzähle ich das die ganze Zeit? weil das nämlich hinführt zu Henry Moule, der eben halt die Trockentoilette erfunden hat. Aber bevor wir dahinkommen, müssen wir noch ein klein wenig bei der Cholera bleiben. Die Cholera war furchtbar und man hat sich alles Mögliche überlegt, wie man ihr Herr werden konnte. Und der Medizinhistoriker Daniel Schäfer kann erzählen, dass man damals davon ausging, dass die Homöopathie gegen die Choleral helfen könnte.
[00:08:43] Marko Ach, diese kleinen Kügelchen?
[00:08:45] Irene Die gab es damals schon.
[00:08:46] O-Ton Daniel Schäfer Also es gab ja schon in der Anfangszeit die Überlegung, was kann man gegen die Cholera eigentlich unternehmen. Und es gab den Versuch einer Prävention, zum Beispiel durch eine richtige Lebensweise. Man hat einfach im 19. Jahrhundert gedacht, wenn man sich maximal korrekt verhält in seiner Lebensweise, also keine Völlerei, keine Exzesse im Trinken, ganz normal lebt, dann ist man am ehesten gefeit vor der Cholera. Aber dann kam trotzdem die Pandemie, zum Beispiel 1831 in Europa an. Und man hat festgestellt, dass die Schulmedizin, damals gab es den Namen noch nicht, aber heute würden wir es wahrscheinlich so bezeichnen, die konventionell Behandelten wesentlich häufiger starben als zum Beispiel diejenigen, die homöopathisch behandelt wurden. Damals gab es schon die Homöopathie. Und wenn man das heute als Medizinishistoriker überlegt, dann liegt es möglicherweise daran, dass die von der konventionell behandelten Medizin häufig den Aderlass bekommen haben. Das war eine typische Therapie bei Entzündungs-Krankheiten. Lege artis: Bei Entzünden muss man Aderlass geben. Jetzt kann man sich vorstellen, wenn sowieso am Austrocknen ist, dann noch das Blut zu entziehen, dadurch starben die Leute natürlich noch eher als zum Beispiel Menschen, die mit Kügelchen behandelt wurden. Einfach die Tatsache, dass die eben keinen Aderlast bekommen haben, war das Entscheidende. Und das zeigt, wie sozusagen die Homöopathie auch von solchen Pandemien profitiert hat. Es ist uns allen klar eigentlich als naturwissenschaftlich ausgebildete Mediziner, dass die Cholera nicht durch Homöpathie geheilt werden kann. Ich glaube seriöse Homöpaten würden das auch nicht behaupten. Sondern die würden höchstens sagen, dass durch Homopathie das gemildert werden kann
[00:10:30] Irene Also man hat auf der einen Seite gedacht, irgendwie wir können dem Herr werden mit Homöopathie, was natürlich, wie Daniel Schäfer ja sagt, ein Irrglaube war. Man dachte aber auch, hm, das Ganze stinkt ja. Great Stink, das war total, das ist für unsere Geschichte, ist Great Sting total wichtig, weil man damals noch der Miasmen-Theorie angehörte. Die sagt, alles das, was stinkt oder der Gestank, der Gestank an sich macht krank. Das ist falsch. Gestank macht nicht krank. Aber man hat das geglaubt. Wir kommen gleich drauf. Aber ich muss diese kleine Geschichte noch den Daniel Schäfer erzählen lassen, dass dieser Gedanke an, wir haben einen Gestank und wenn wir was dagegen tun, dann können wir wieder gesund werden, den gab es auch hier in Köln. Und da gab es ein florierendes Geschäft mit – und das erzählt er jetzt.
[00:11:24] O-Ton Daniel Schäfer Eine andere Geschichte, die ich gerne erzähle, ist im Unterricht, im Studentenunterricht zum Beispiel, dass aufgrund dieser Miasmen-Theorie man die Idee hatte, zum Beispiel 1849 in Köln, dass man durch einen Gegengeruch quasi dagegen stinken kann, gegen die Cholera. Dass man zum Beispiel Kampferzigaretten in Köln verkauft hat gegen die Cholera. Einfach die Idee, dass ich durch einen sehr starken, intensiven Geruch die Cholera abwenden. Das ist in einer Zeit, in der sozusagen noch keine kausale Theorie vorhanden ist und der noch überhaupt keine Idee da auch da ist, woher kommt die Cholera eigentlich. Was ist die Ursache, ist das natürlich eine Form von hilfloser, aussichtsloser Therapie, die aber damals auch verfangen hat, wo man damit Geschäfte gemacht hat.
[00:12:09] Martin Jetzt muss ich mal ganz doof fragen: Kampfer?
[00:12:12] Irene Ja, mit solchen Dingen hat man versucht, der Cholera Herr zu werden und …
[00:12:17] Martin Ja, was ist das? Kampfer sagt mir nichts. Gar nichts.
[00:12:19] Irene Kampfer ist ein Feststoff, der aus dem Kampferbaum gewonnen wird, der riecht, der z.B. benutzt wird, um Erkältungen usw. zu heilen, indem man eben halt die Kampferdämpfe einatmet.
[00:12:32] Marko Und dann hat man den geraucht, den Kampfer?
[00:12:33] Irene Ja, oder was weiß ich, eben halt vielleicht auch sich die Hände damit desinfiziert. Das hätte ja vielleicht noch was gegen die Krankheit helfen können, aber auch nicht wirklich, weil Cholera nicht durch Händeschütteln eigentlich übertragen wird, sondern tatsächlich durchs Trinkwasser, durchs verseuchte.
[00:12:51] Marko Holleri, Hollera, Schnapps hilft gegen Krollera heißt es, ne? So war es doch, oder?
[00:12:54] Irene Ja, sowas in der Art. Man hat alles Mögliche versucht, der Cholera Herr zu werden. Und wie gesagt, man blieb bei diesem Gedanken des Gestanks. Das muss irgendwas sein. Und dann kam Henry Moule auf den Gedanken in seinem kleinen Städtchen Vordington im Süden Englands, zu sagen: Es liegt wahrscheinlich an unseren Exkrementen und daran, dass die stinken, dass wir diese Krankheit haben, und ist dann hingegangen und hat die Trockentoilette erfunden. Tatsächlich eben halt einen Stuhl, stellt euch ein Stuhl, ganz normal, auf dem ihr hier so zum Beispiel sitzt, da ist ein Loch in der Mitte und darunter ist ein Eimer und in diesen Eimer macht man rein.
[00:13:40] Martin So wie es das in den Kraneknhäusern immer noch gibt.
[00:13:40] Irene Zum Beispiel. Ja. Und dann kommt da allerdings – anders als in Krankenhäusern, da wird das Ganze dann tatsächlich wieder mit Wasser entsorgt. Dann kam da Streu drauf. Zum Beispiel Asche oder Holzspäne oder solche Dinge. Und dann roch das nicht mehr.
[00:13:54] Martin Dieser Henry Moule, vielleicht kurz mal zu dem ein Wort: Wieso kommt er auf die Idee, eine Trockentoilette zu entwerfen?
[00:14:00] Irene Ja, der war Pfarrer und hatte zu der Zeit der Cholera 1858 irre viel zu tun. Also einer seiner Söhne hat später mal geschrieben, sein Vater hätte in diesem kleinen Städtchen bis zu sechs Beerdigungen gehabt am Tag. Und das hat ihn natürlich auch große Sorgen gemacht, dass die Menschen so schnell starben. Und dann hat er sich das eben halt überlegt, ne, diese Miasmen-Theorie, also da stinkt was, ich muss was gegen diesen Gestank tun.
[00:14:23] Marko Also Miasmen hat man sich so vorgestellt, dass das irgendwas Fieses ist, was im Gestank mit drin ist und was mich dann krank macht.
[00:14:30] Irene Und dann ist er also hingegangen und hat eben diese Trockentoilette erfunden, dann stank es tatsächlich nicht mehr und dann ging auch die Cholera in seinem Örtchen zurück. Das lag natürlich nicht daran, dass es nicht mehr stank, sondern daran, dass die Exkremente nicht mehr in den Fluss gebracht wurden, sich nicht mehr mit dem Trinkwasser vermischen konnten. Also der Grund, warum er das gemacht hat, der war falsch. Aber die Auswirkungen, die das Ganze hatte, war richtig.
[00:14:58] Marko Wie es halt oftmals so ist, so ähnlich wie du es ja eben auch erzählt hast mit der Homöopathie, wo man glaubte, die Homöpathie hilft, das war falsch, geholfen hat kein Aderlass.
[00:15:09] Irene Genau. So. Und die Folge war dann, also man hatte jetzt also eine Toilette, die kein Wasser mehr braucht und dann hat…
[00:15:15] Martin War er denn wirklich der erste, der auf diese Idee gekommen ist?
[00:15:19] Irene Im Grunde genommen ja, wenn du eben halt die Donnerbalken und all diese Dinge mal wegnimmst, dann war er tatsächlich der Erste. Und dann hat er eben halt festgestellt, dass diese menschlichen Exkremente im Grunde genommen Super-Food sind für die Felder. Weil was hat man natürlich mit denen gemacht, die hat man wiederum auf den Misthaufen gebracht und hat dann festgestellt: Wow, ja, unsere Ernten werden aber üppig. Und dann ist er tatsächlich hingegangen und hat seine Erfindung patentieren lassen und hat damit auch große Geschäfte gemacht.
[00:15:50] Marko Ist er reich geworden?
[00:15:53] Irene Wohlhabend zumindest und er hat zum Beispiel das Militär versorgt mit seinen Trockentoiletten. Die Trockontoiletten wurden auch nach Indien exportiert. Aber das Ganze war nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt, weil eben halt im 19. Jahrhundert sich dann doch die Wassertoilette durchgesetzt hat. Man muss sich das vorstellen, das war im Grunde genommen wie ein Kopf-an-Kopf-Rennen von zwei verschiedenen Systemen. Das haben wir doch schon mal gehabt hier bei Video. Wie hieß das noch… Beta…
[00:16:20] Martin und Marko durcheinander Video 2000. VHS, ja.
[00:16:23] Irene So ähnlich muss man sich das vorstellen. Also es gab in Zürich zum Beispiel gab es schon Trockentoilettensysteme, die waren richtig gut aufgebaut, also da gab es eben halt auch Auffang-Eimer, da gab es zum Beispiel für diese Auffang-Eimer auch Waschstationen, das war professionell gemacht in Zürich.
[00:16:41] Marko Also man muss sich da jetzt nicht einfach einen Eimer vorstellen und dann kippt mein Asche drauf. Das wäre jetzt ja keine große Erfindung, sondern letztendlich steckt dahinter ein System, wo man dann den Eimer abgeben kann und wo man ihn dann sauber wieder zurückbekommt.
[00:16:55] Irene Genau.
[00:16:55] Marko Wie so ein Pfand-Eimer.
[00:16:57] Irene Also die hatten Behälterwaschanlagen da in Zürich, die hatten auch Sammelsysteme, die hatten dann auch einen Streuspender, also da wo wir heute eben halt unsere, unseren Wasser, wie nennt man das, Wasserspeicher hat, in der Toilette.
[00:17:08] Marko Spülkasten.
[00:17:08] Irene Dankeschön, den Spülkasten hat, da war dann im Grunde genommen so ein Streuspender angebracht, so dass man dann eben halt direkt, wenn man was gemacht hatte, das dann auch bestreuen konnte.
[00:17:20] Martin Ich fühle mich da so ein bisschen an diese moderne Mode erinnert, Windeln zum Widerverwenden. Da gibt es ja auch so eine Bewegung, die sagt jetzt nicht Einmal-Windeln, das ist viel Plastik und viel Müll, der da produziert wird, sondern wir machen Windeln ganz klassisch aus Stoff und da gibt es dann auch so ein System dahinter, dass das abgeholt wird, gereinigt wird, wieder zurückgebracht wird. Im Prinzip so eine Idee ist das.
[00:17:43] Irene Genau, das ist unsere heutige Idee, wieder darüber nachzudenken, dass wir Kreisläufe entwickeln und nicht eben halt etwas schaffen und es dann irgendwo entsorgen, sondern dass wir es sozusagen wieder zurückgeben.
[00:17:53] Marko Was ist denn jetzt so problematisch an der Wassertoilette? Ich würde ja sagen, okay, das landet im Prinzip ja heute in irgendeinem Klärwerk. Ja, aber da könnte man die Scheiße und das könnte man auch da einfach sammeln.
[00:18:06] Irene Ja, theoretisch könnte man das da sammeln, aber dafür ist das ja nicht ausgelegt. Die Kläranlagen, die müssten ja alle umgebaut werden, aber da sind wir noch nicht ganz dran. Du bist ein bisschen deiner Zeit voraus. Denn bleiben wir noch ein bisschen: Du hast ja gerade gesagt, was ist denn der Nachteil an der Wassertoilette? Ich meine, Martin war eben auf dem Klo und hat sein bisschen Pipi, was vielleicht so viel ist wie eine Tasse von der Füllung her, mal eben mit zehn Litern Wasser weggespült. Und das ist, also erstens ist das eine Verschwendung.
[00:18:41] Martin Bestes Trinkwasser muss man ja sagen.
[00:18:43] Irene Aber zweitens ist auch das Pipi wegzuspülen eine Verschwendung. Ich hab ja eben erzählt, der Henry Moule hat festgestellt, wow, hier wächst alles viel besser, seitdem wir auch die menschlichen Exkremente benutzen. Das Ganze ist eingeschlafen, weil sich die Wassertoilette aus hygienischen Gründen durchgesetzt hat. Und jetzt, 100 Jahre später, im Grunde genommen, oder über 100 Jahre später, stellt sich heraus, wir haben da tatsächlich einen Fehler gemacht, einen ganz eklatanten Fehler. Scheiße ist Gold, muss man im Grund genommen sagen.
[00:19:11] Marko Warum?
[00:19:11] Irene Denn das, was ihr… Das ist nämlich der Punkt, was in unseren Exkrementen drin sind. Ich nehme nur mal zwei Stoffe, die sind unglaublich wichtig für unser Leben heute, für unseren Kreislauf auch. Ja, also für unseren Lebenskreislauf. Das ist zum einen Stickstoff. Also wir brauchen Stickstoff, brauchen wir für die Düngung, brauchen wir, um Landwirtschaft betreiben zu können.
[00:19:32] Martin Wird heute teuer hergestellt, das war ja bei der Energiekrise das große Problem. Was machen wir, wenn wir kein Gas mehr aus Russland bekommen, um diesen Stickstoff herzustellen?
[00:19:40] Irene Genau, und da sind ja auch Stickstoffwerke in Deutschland zum Teil für ein paar Tage stillgelegt worden, weil es nicht genug Gas gegeben hatte. So, das haben wir bei uns im Pippi und AA drin. Ja, so muss man ganz klar sagen. Das zweite ist Phosphor. Wir können ohne Phosphor, kann es kein Leben, kein Wachstum geben. Ja? Kein pflanzliches Wachtum geben und dieses Phosphor besitzen wir in Deutschland nicht. Wir müssen es für teuer Geld importieren, aus Marokko, aus Indien, aus China. Da kann es immer wieder wirtschaftliche und auch politische Verwerfungen geben, sodass wir vielleicht nicht mehr an dieses Vorkommen herankommen. Und man muss dazu sagen, dass Phosphor auf der Welt endlich ist. Also die Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir noch Phosphor haben für die nächsten 100 bis 300 Jahre, Pi mal Daumen. So, und das Ganze ist bei uns sozusagen, ja, im …
[00:20:34] Marko Urin in dem Fall.
[00:20:34] Irene Ja, im Urin drin und wir könnten natürlich uns unglaublich viel unabhängiger machen von solchen Staaten, indem wir eben halt selber unsere Kreislaufwirtschaft mit unseren Exkrementen vorantreiben würden.
[00:20:49] Marko Also beim Phosphor weiß ich jedoch, dass, wenn man ihn aus Urin gewinnen will, man sehr viel Energie benötigt.
[00:20:55] Irene Nee, musst du gar nicht, weil du musst es ja nicht daraus gewinnen, sondern du nutzt einfach den Urin, wo Phosphor drin ist. Du nutzt einfach den Urin und der Phosphori ist da mit drin.
[00:21:06] Marko Okay, also und dann den Urin nimmt man dann als Dünger zum Beispiel.
[00:21:09] Irene Genau.
[00:21:10] Marko Aber wenn man jetzt Kristallinfosfor haben will, dann ist es halt sehr energieintensiv.
[00:21:15] Irene Und ich habe im Rahmen des Zeitzeichens hab ich zum Beispiel mit Ariane Krause gesprochen. Man muss dazu sagen, dass also Henry Moules Trockentoilette quasi wiederentdeckt worden ist. Und man eben halt sagt, wir könnten da eigentlich mal Versuche mit starten. Wir könnten tatsächlich dafür sorgen, dass wir uns gesellschaftlich anders aufstellen mit unseren eigenen Mitteln sozusagen. Und Ariane Krause vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Brandenburg, die ist sozusagen Trockentoilettenforscherin. Die beschäftigt sich also damit, was ist das für ein Dünger, der aus diesen Trockentoiletten entsteht. Und sie kann uns mal erzählen, wie dieser menschliche Dünger aufbereitet wird.
[00:21:56] O-Ton Ariane Krause Wir haben am Leibniz-Institut Versuche mit den Düngern durchgeführt. Und diese Dünger werden aber von Profis, von PraktikerInnen hergestellt. Die Herstellung der Dünge hat nicht bei uns stattgefunden. Also konkret haben wir einen Dünger bekommen „Aurin“ aus der Schweiz. Das ist ein Verfahren, das am Schweizer Wasserforschungsinstitut entwickelt wurde, wo im Prinzip bekannte Technologien aus der Abwassertechnik kombiniert werden, um Urin so zu behandeln, dass daraus ein Flüssigdünger entsteht, der alle Nährstoffe enthält, die in unserem Urin enthalten sind und die Pflanzen auch brauchen. Dann wurden die Analysen gemacht. Dann wurde gezeigt, dass er eben keimfrei und rückstandsfrei ist. Und dann wurde der zu uns ans Institut geschickt. Der zweite Dünger, den wir getestet haben, war auch ein Düngger auf Urinbasis. Der nennt sich C.R.O.P., und der wird in Köln am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik hergestellt. Das ist ein ganz ähnliches Verfahren technisch wie das in der Schweiz. Es findet auch eine Nitrifikation statt, da wird der Urin stabilisiert, so dass der Stickstoff aufhört auszugasen. Das heißt, es stinkt nicht mehr nach Urin und wir behalten eben allen Stickstoff drin. Und es ist auch ein Flüssigdünger aus Urin. Und diese Dünger haben wir dann gemeinsam mit Kohl getestet.
[00:23:06] Irene Also das heißt, nicht nur die Frau Krause beschäftigt sich mit dem Thema Trockentoilette, sondern unter anderem auch Weltraumwissenschaftler.
[00:23:13] Irene Das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt hier in Köln forscht eben halt daran, weil das nächste große Ziel ja tatsächlich der Mars ist. Und wenn man da Monate hin unterwegs ist und Monate auch wieder zurück ist, so viel Lebensmittel kann man gar nicht mitnehmen. Und wenn da auch noch ein bisschen bleiben will, muss man überlegen, wie kriege ich das hin. Und das ist ja übrigens auch schon in einem Spielfilm „Der Marsianer“, ist das ja auch schon…
[00:23:36] Irene Der züchtet Kartoffel aus seinem eigenen…
[00:23:38] Irene Genau. Das ist im Grunde genommen schon fester Bestandteil der Forschung. Aber nicht nur in der Raumfahrt wird daran geforscht, sondern überall in Europa. Deswegen bekommen solche Institute, wie das von Ariane Krause, immer wieder zum Beispiel Dünger. Und man sagt: Hier, guckt mal, wie gut ist der? Teste den mal. Die testet meistens solche Sachen, also testet die Scheiße quasi an Weißkohl. Das finde ich auch lustig.
[00:24:05] Marko Also es hätte zwei Vorteile. Vorteil eins ist, wir würden Wasser sparen, das würden wir dann nicht mehr brauchen. Vorteil zwei ist, wir hätten Düngemittel. Jetzt natürlich die Frage, bei den Choleraepidemien sind die Leute ja krank geworden, weil offenbar im Kot sowie im Urin Stoffe drin sind, die dafür sorgen, dass ich krank werde, Bakterien wahrscheinlich. Was ist denn jetzt, wenn ich das einfach aufs Feld raus bringe oder…
[00:24:30] Irene Das stand ja vorher auf dem Misthaufen. Und was ist auf dem Misthoffen? Deswegen ist er auch immer so hoch angelegt worden. Da drin ist eine thermische Behandlung. Warmmachen, das hilft gegen alles Mögliche. Übrigens auch gegen Medikamente. Das war bei Henry Moule noch nicht so das Thema. Damals hat man noch nicht so viele Pillen genommen, wie das heute der Fall ist: Bluthochdruck, Zucker, was man alles so hat, Kopfschmerzen und und und. Das war damals ja noch gar nicht der Fall, deswegen hat man…
[00:24:55] Marko Und das landet dann alles im Urin oder in den Fäkalien?
[00:24:57] Irene Das landet alles im urin, genau. Da muss man eben halt gucken, wenn man das denn behandelt, was bleibt denn davon übrig, ja?
[00:25:05] Marko Ja.
[00:25:05] Irene Also deswegen macht sie eben halt auch solche Versuche, um herauszufinden, was an Medikamentenrückständen und, und, und, denn in unseren Hinterlassenschaften dann noch so übrig ist. Und zwar dann auch, wenn es aufs Feld kommt. Und sie guckt auch, was vielleicht im Kohl dann noch in irgendeiner Form stecken bleibt an Ibuprofen oder weiß ich nicht was. Und da können wir mal hören, was sie da für Ergebnisse erzielt hat.
[00:25:30] O-Ton Ariane Krause In dem Urin-Dünger haben wir gar keine Arzneimittelrückstände mehr finden können. Da wird eine Aktivkohlefiltration, das ist ein supersicheres Verfahren, das wird auch zur Trinkwasseraufbereitung angewendet, um wirklich alle Rückstände rauszuholen. Die Fäkalien, die Feststoffe, die kann man nicht so gut durch so einen Aktiv-Kohle-Filter machen. Bei der Kompostierung ist aber ein Hitzeprozess und durch diesen Hitze-Prozess, also es wird warm und mikrobiologische Aktivität, also Mikroorganismen sind am Arbeiten und durch diese beiden Prozesse findet während der Kompostierung schon ein Abbau von Arzneimittelrückständen statt. Dann haben wir im Kompost, in dem fertigen Kompost, haben wir noch einige wenige, aber mehr als zwei Arznei-Mittel-Rückstände gefunden in dem Kompost, aber in wesentlich geringeren Konzentrationen, wie sie jetzt in dem Klärschlammkompost oder wie sie zum Beispiel auch in Gülle zu finden sind. Also die Antibiotikakonzentration waren deutlich geringer, als sie in Gülle sind, was ja ein Dünger ist, den wir jeden Tag auf die Felder bringen.
[00:26:27] Martin Also das heißt, das was man gemacht hat, das ist ein thermischer Prozess, das im Prinzip das nachgebildet, was sowieso passiert, was man früher gemacht hat. Da kamen dann die menschlichen Fäkalien auf den Komposthaufen und dann im Winter, kann man heute glaube ich immer noch irgendwie sehen, wenn es irgendwo einen Misthaufen gibt, dann dampft der so schön und das ist nicht weil das Körpertemperatur hat, sondern weil da tatsächlich chemisch was passiert.
[00:26:50] Irene Genau. Und das ist ja das Irre, was sie gesagt hat, dass das, was wir heute als Gülle legal sozusagen auf die Felder bringen, das hat keine so gute Qualität wie das, was sie aus unseren menschlichen Exkrementen hergestellt haben. Das ist fantastisch. Es hört sich so an irgendwie, ja, kann man Phosphor gewinnen, kann man Stickstoff gewinnen und so was. Aber das sind so lebenswichtige Dinge und wir könnten uns so unabhängig machen. Ich meine gerade in dieser politischen Situationen, wo wir einen Trump haben, der nicht mehr berechenbar ist in seiner Politik, wo wir Putin haben, wo wir eine Weltordnung haben, die nach unseren alten Empfindungen völlig aus den Fugen gerät, ist es natürlich superklasse, wenn man sich so unabhängig machen kann wie nur möglich von anderen Staaten.
[00:27:38] Marko Das klingt jetzt erstmal alles so einfach, aber wenn wir jetzt von der Wasserspülung wieder weg wollten, dann ist das doch ein Problem, ne?
[00:27:46] Martin Ja, wir können ja nicht einfach irgendwie die ollen Toiletten rausreißen und sagen, jetzt machen wir da irgendwie statt einem Wasserkasten so einen Streukasten drauf und alles ist gut. Wir organisieren das mit dem Abholen und Zurückbringen. Wir haben ja ein Kanalsystem, wir haben ein Wassersystem, das kann man ja auch nicht so einfach trocken laufen lassen. Da hat man ja dann noch ganz andere Probleme. Also wir sind ja mit unserem Wassertoilettensystem ja sehr vernetzt, kann man sagen. Und das kann ich eben mal von heute auf morgen umkippen.
[00:28:14] Irene Das ist auch irre teuer dieses ganze System. Und die Forscher an der Trockentoilette, die wollen auch gar nicht, dass wir von hier auf jetzt unsere Städte umbauen. Was ja auch praktisch überhaupt nicht ginge. Stelle man sich Köln vor. Man würde jetzt sagen, innerhalb von zwei Jahren würden wir jetzt auf ein anderes System umsteigen. Das ist völlig illusorisch. Nicht nur, was die Organisation angeht, sondern auch, was den Menschen angeht. Denn darüber haben wir ja noch gar nicht so richtig gesprochen, dieses Stinken, dieses Gefühl von, bäh, fdas ist ekelig, ja, das ist sehr tief in uns verankert. Und wenn man sich vorstellt, man hat jetzt einen Raum, da ist eben halt nicht eine Toilette mit einer Wasserspülung, sondern da steht dann, bis der Eimer einigermaßen gefüllt ist, steht da unsere Kacke rum, sag ich jetzt mal, an den Gedanken muss man sich erst mal gewöhnen. Kleine Testfrage an euch, ihr Lieben. Wie voll darf dieser Eimer sein?
[00:29:11] Martin Weiß gar nicht, muss es da ein Maß geben, also das man ihn noch tragen kann.
[00:29:15] Irene Ja, aber ihr beiden solltet euch darüber wirklich Gedanken machen.
[00:29:22] Marko Warum? Also ich meine, man würde sagen, ok, jetzt ist er randvoll, jetzt kann ich ja nichts mehr drauf machen.
[00:29:24] Irene Also wenn ihr groß macht auf der Toilette, dann setzt ihr euch ja auch hin.
[00:29:30] Marko Ja, in der Regel schon.
[00:29:31] Irene Und was hängt? Und was hängt dann in den Eimer?
[00:29:35] Martin Weiß nicht.
[00:29:36] Marko Die Kackwurst.
[00:29:38] Irene Und was ist vorne?
[00:29:39] Marko Ja, da möchte ich auch gar nicht dran denken.
[00:29:41] Irene Aber das hängt doch runter, das hängt in den Eimer rein. Wie voll darf also dieser Eimer sein?
[00:29:47] Marko Also maximal der Boden darf bedeckt sein.
[00:29:49] Irene Haha Ich wusste, ich wusste das so was kommt.
[00:29:56] Marko Du hast danach gefragt.
[00:29:57] Irene Weil ich den Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt habe und dass ihr beide zusammen schießt, war mir auch klar.
[00:30:02] Marko Ja gut, also er darf natürlich, ja, das ist irgendwie logisch.
[00:30:04] Irene Nee, aber das sind so Kleinigkeiten…
[00:30:05] Marko Das kann man doch regeln.
[00:30:08] Irene Das kann man alles regeln, aber das muss man auch alles lernen. Also man muss lernen, mit diesem neuen System klarzukommen.
[00:30:13] Marko Ich glaube, was das angeht, hätte man, glaube ich, als Mann eine sehr steile Lernkurve, sage ich jetzt mal.
[00:30:20] Martin Wahrscheinlich.
[00:30:21] Irene Genau. Aber wir brauchen noch viel mehr in Deutschland. Also wir müssten zum Beispiel unsere Bio-Abfallverordnung ändern. Wir müssten ja gucken, dass zum Bio- Abfall auch menschliche Exkremente gehören. Das muss man erst mal gesetzgeberisch einpflegen. Und das nicht nur deutschlandweit, sondern zum Beispiel auch heute europaweit. Wir bräuchten eine neue Düngemittelverordnung, die müsste geändert werden. Und diese Kreislaufwirtschaft, wie gesagt, müsste europaweit auch festgeschrieben werden, dass man das zulässt. Und dann haben wir in Deutschland, ich meine, wir sind Deutschland, wir haben einen Toilettenzwang, also einen Anschluss- und Toilettenzwang in Deutschland. Das kommt daher eben halt dass Kläranlagen, also die Kommunen halten ja Klär-Anlagen vor, Kanalsysteme und so weiter. Und das ist so irre teuer, dass man sagt, da muss dann auch wirklich jeder draufgehen. Wir können jetzt nicht noch hier irgendwelche anderen Baustellen bedienen oder so. Wir müssen eben halt gucken, dass sich dieses System der Kläranlage auch trägt. Es gibt allerdings mittlerweile schon Städte, die machen Ausnahmegenehmigungen, damit man eben halt die Trockentoilette testen kann. Die sind ja immer noch in der Testphase. Das meiste, was bei Trockontoiletten heute getestet wird, landet auch noch gar nicht auf irgendwelchen Feldern und so weiter, sondern eigentlich wieder eher in der Kläranlage. Weil, wie gesagt, wir bräuchten eine ganze Menge mehr, um das nicht nur gesellschaftsfähig, sondern auch gesetzeskonform anzulegen.
[00:31:41] Marko Es gibt aber doch ganz viele Länder, die in der Tat ein Problem damit haben, dass sie nicht alle Häuser an ein System anschließen können. Also das wäre doch dann die beste aller Lösungen.
[00:31:51] Irene Natürlich wäre da die Trockentoilette die Lösung und es ist auch nicht so, dass hier nur in Deutschland geforscht wird. Es wird mittlerweile auch zum Beispiel in Afrika geforscht. Ich habe Katharina Prost kennengelernt, die hier am Jülicher Forschungszentrum die Trockentoilette sozusagen kennengelernt hat und mittlerweile ein Unternehmen gegründet hat, um die Trockentoilette in Äthiopien gesellschaftsfähig zu machen. Die haben ähnliche Problematiken. Für die ist es auch ein neues System. Die haben auch noch Donnerbalken, aber auch Wassertoiletten. Auch dort müssen die Menschen erst daran gewöhnt werden, an diesen Gedanken, eine neue Toilette zu haben. Sie baut im Moment dort in Ähtiopien öffentliche Toilettenhäuser auf, um die Menschen einzuladen, probiert das mal aus und so weiter, weil das in Afrika wirklich ein ganz großes Thema mit noch mal einer anderen Dimension hat. Und das kann sie uns mal erzählen.
[00:32:45] O-Ton Katharina Prost Das Problem ist, dass mineralische Düngemittel dem Boden keinen Humus zuführen. Dass dadurch die Bodenfruchtbarkeit verloren geht, weil dieser Humus quasi, gerade in den Tropen, wo Äthiopien halt ist, quasi verbrannt wird. Also der wird unheimlich schnell aufgebraucht dieser Humus. Und ohne Humus kann man einen Boden nicht nachhaltig bewirtschaften. Es ist sogar so, wenn ich jetzt einen Starkregen habe, dann kann der Boden das nicht aufnehmen und der Boden wird weggeschwemmt. Wenn ich eine lange Trockenzeit habe, gibt es kein Speichervermögen für Wasser im Boden. dass der Boden weiter die Pflanzen ernähren und mit Wasser versorgen kann. Das habe ich nur, wenn ich einen ausreichend hohen Humus-Gehalt habe im Boden. Das heißt, wenn ich einen Boden wieder aufbauen will, muss ich ihm Humus zuführen. In dem Forschungsprojekt, das wir durchgeführt haben, haben wir den Biokompost und den Vergleichskompost auf Feldern getestet im Vergleich zu mineralischen Düngemitteln. Diese Felder waren sehr nährstoffarm, auch ein bisschen versalzen, sehr sandig, also wirklich schlechter Boden. Und wir konnten halt in der ersten Saison, also nach dem ersten halben Jahr, hatten wir die gleichen Erträge wie die optimale mineralische Düngung. Und jetzt, drei Jahre später, habe ich einen Anruf gekriegt, als ich in Äthiopien war, von dem damaligen Leiter der Versuche. Der hat mich angerufen und gemeint, eure Flächen, die ihr damals hier gedüngt habt mit eurem Kompost, die sind immer noch grün und alles andere ist braun. Können wir da nicht weitermachen mit, das wäre so super für unsere Bauern. Da war ich wirklich platt.
[00:34:13] Martin Also menschliche Exkremente, beste Düngemittel von Welt, kann man sagen.
[00:34:17] Irene Ja, kann man nicht nur sagen, sondern ist so.
[00:34:20] Marko Aber warum? Warum menschlicher Kompost?
[00:34:22] Irene Ganz einfach: Was frisst eine Kuh?
[00:34:27] Martin Gras hauptsächlich, ja.
[00:34:27] Irene Und die meisten Tiere sind sehr eingeschränkt in ihrer Nahrungsaufnahme, also was die Vielfalt angeht. Und wir Menschen sind im Grunde genommen Allesfresser. Wir fressen, nein, wir essen, wir essen Fleisch. Wir essen Fisch. Wir essen Gemüse. Wir essen Obst – alles Mögliche. Und das macht es so reichhaltig. Und ich habe das gefunden, dass zum Beispiel in den Fäkalien bei uns nicht nur Stickstoff und Phosphor drin ist, sondern zum Beispiel auch Kalium, Kohlenstoff, Kalzium und all diese Dinge, die sind natürlich unglaublich wichtig für die Düngung. Deswegen ist das so reichhaltig, was wir hinterlassen. Deswegen sollten wir es auch bewahren und nicht in die Kläranlage geben. Weil man im Grunde genommen weiß, das ist klasse. Das ist einfach klasse!
[00:35:16] Marko Also bei den Geuers zu Hause wird jetzt immer auf den Eimer gemacht und das Ganze wird in den Garten getragen, muss ich es mir so vorstellen?
[00:35:24] Irene Ja, das kannst du dir so… nein! Das könntest du dir so vorstellen, wenn mein Opa noch leben würde. Der ist nämlich immer nach draußen gegangen. Der hatte im Garten ein bisschen Kartoffeln angepflanzt, Bohnen und all solche Dinge. War ja nach dem Krieg. Und dann ist er ab und an in den Garten gegangen und hat seinen Urin da hinterlassen, was meine Oma gar nicht gut fand.
[00:35:49] Martin Oh Gott, die Nachbarn, was sollen die denken?
[00:35:51] Irene Och, die Nachbarn, genau, was sollen die denken? Und er hat immer gesagt: Wie? Was sollen die denken? Dass meine Kartoffeln dicker sind als ihre.
[00:35:57] Martin Ja, aber jetzt erzählst du da so begeistert von der Trockentoilette und von diesem System. Wie geht es dir denn persönlich damit? Also ich meine, ist das für dich so völlig unproblematisch? Denn ich meine, du bist genauso sozialisiert worden wie wir auch, nämlich dass AA fies ist und äh, und anpacken sowieso nicht, und eigentlich möchte man damit überhaupt nichts zu tun haben. Ab in die Toilette! Und dann mit einem Jusch Wasser weg und man ist es los.
[00:36:20] Martin Mir geht’s da genauso wie Ariane Krause oder Katharina Prost oder vielleicht auch Henry Moule. Je länger man sich mit diesem Thema beschäftigt, je mehr man darüber weiß, desto begeisterter ist man eigentlich und desto mehr tritt auch dieser Ekel und diese alte Sozialisation in den Hintergrund. Also bei mir ist das so. Wenn tatsächlich zu mir jetzt jemand käme und sagt, hör mal, hast du Lust an diesen Versuchen teilzunehmen? Wir bauen, was weiß ich, bei dir im Hof so eine Trockentoilette auf. Dann würde ich sagen, ja. Würde ich auf jeden Fall mitmachen.
[00:36:51] Marko Wobei der Gag ja ist, das ist ja dann behandelt und muss ja erst kompostiert werden und dann stinkt es ja auch nicht mehr
[00:36:58] Irene Genau, es stinkt ja schon dann nicht mehr, wenn du es gut zudeckst. Wenn du es mit Biokohle oder wenn du es eben halt mit Aschen oder Holzspänen oder sowas gut zudäckst, dann stinkt es auch nicht mehr. Und man muss dazu sagen, diese Trockentoiletten, eh natürlich ein Versuch, werden heute schon auf Festivals aufgestellt.
[00:37:17] Martin Also statt Dixi-Klos oder was?
[00:37:20] Irene Genau. Weil die jungen Leute auch, die finden das klasse. Die sind ja auch so drauf, dass sie sagen, wir wollen Nachhaltigkeit, wir wollen was gegen den Klimawandel tun und, und, und. Und da wird sozusagen schon in diese Richtung sozialisiert. Und nur so kann es gehen. Also Forscherinnen wie Ariane Krause sagen eben halt ganz klar, das wird nicht, das ist kein Projekt für die nächsten zehn Jahre, sondern das ist längerfristig angelegt. Wir müssen uns tatsächlich langsam umgewöhnen, weil wir im 19. Jahrhundert im Grunde genommen toilettentechnisch mal falsch abgebogen sind.
[00:37:50] Martin Das würde mich jetzt noch mal interessieren: Gibt es da wirklich einen Grund, warum jetzt das eine gewonnen hat, also die Wassertoilette, und das andere dann eben das Nachsehen hat und quasi in Vergessenheit geraten ist?
[00:38:03] Irene Ja, das hatte diesen Grund, Wasser, was wegspült, da galt Wasser als der Heilsbringer der Hygiene. Ich meine, solche Dinge wie Händewaschen, Dinge sauber machen oder so weiter. Die haben ja immer was mit Wasser zu tun. Deswegen war diese Idee, man kann gar nicht anders mit seinen Exkrementen umgehen, als sie mit Wasser wegzuspülen. Und das ist ja auch eine schnelle Möglichkeit. Denn was du eben gesagt hast, den Eimer muss man tragen. AA mit Wasser weggespült, da muss ich ja gar nichts tun, das fließt ja einfach so vor sich hin.
[00:38:36] Marko Es ist sehr bequem und was ich mich aber sonst noch frage, ich meine, du hast gesagt, da muss ja was drauf geschüttet werden. Asche oder Holzspäne, auch das sind ja Ressourcen, die man braucht.
[00:38:47] Martin Vor allen Dingen, wenn sie dann im großen Maßstab umgesetzt werden müssen.
[00:38:49] Marko Also wenn du das machst, ist das egal, aber wenn ganz Köln das macht, dann geht da jedes Jahr ein Wald drauf oder was muss ich mir vorstellen?
[00:38:56] Irene Nee, das glaube ich nicht. Weil du hast ja zum Beispiel solche Dinge auch aus der Holzproduktion, also ich meine, da wo gehobelt wird, da fallen Späne.
[00:39:04] Marko Die werden ja jetzt schon verfeuert und genutzt und so.
[00:39:06] Irene Musst du sie eben nicht verfeuern oder so, sondern du kannst sie eben auch für andere Dinge benutzen. Du kannst letztendlich auch Erde nehmen, du kannst alles Mögliche nehmen, was das Ganze bedeckt. Du kannst auch, wenn du im Herbst hier deine Blätter im Garten kehrst, dann kannst du die auch zusammennehmen und kannst die eben halt in diesen Kompost mit einbauen, also in deine Trockentoilette. Tust du halt eine handvoll Blätter drauf. Ja, ich weiß, ihr könnt euch das alles nicht so richtig…
[00:39:33] Martin Ja, es ist schwierig, weil man ist so mit diesem System so selbstverständlich groß geworden. Und da jetzt zu überlegen, ja, da steht jetzt in der Ecke eben oder ich weiß jetzt nicht genau, wie man sich das vorstellen muss, genau. Also der Eimer wird dann quasi unter das Loch geschoben oder was?
[00:39:50] Irene Ja, du hast deine Toilette weiterhin, da wo du eben gewesen bist, ist eben halt nicht mehr diese Emailleschüssel da oder was auch immer das ist, sondern du hast da eben halt dieses System stehen. Kann man übrigens auch im Internet schon gucken, es gibt also ganz verschiedene Formate, die da angeboten werden, weil ja, sag ich mal, diese Art Kompost-Trockentoilette, die wird ja auch zum Beispiel heute schon in Kleingärten verwendet und da gibt es Sachen, die kosten 500 Euro oder so was. Da kann man sich also ganz gestylte Dinge könnte man sich da zulegen, aber es reicht auch eben halt der Eimer. Und Katharina Prost, die das Ganze ja in Afrika macht, die hat so eine Trockentoilett, als ich die besucht habe, komme ich in das Wohnzimmer rein, da steht da so ein Holzding. Und dann auf ihrem Wohnzimmertisch. Und das war die Trockentoilette.
[00:40:38] Marko Die hat auf den Tisch geschissen?
[00:40:38] Irene Die hat sich da aufgestellt, natürlich ohne Inhalt, um mir das zu zeigen. Und das Tolle an dieser Trockentoilette ist, du kannst die eben halt sozusagen für zwei Systeme bauen, nämlich einmal, um sich drauf zu setzen. Und das zweite System, um sich hinzuhocken. Denn man weiß heute auch, dass das Hinhocken, um Stuhlgang loszuwerden, sehr viel gesünder und besser ist für den Darm als das Sitzen.
[00:41:04] Martin Ich habe sogar schon mal Empfehlungen gehört, dass man sich auf den Rand der Brille hocken soll, um den Darm vernünftig zu entleeren.
[00:41:11] Irene Ja, und das ist eben halt bei dieser Trockentoilette so gebaut, dass du dich nicht auf den Rand hocken musst, sondern dass neben dem Sitz quasi zwei kleine Podeste sind, wo du eben halt die Füße draufstellen kannst und dann kannst du dich eben halt auch hinhocken. Musst aber nicht dann eben halt auf dem Rand von dem Eimer oder sowas balancieren.
[00:41:28] Marko Naja, das hat man ja teilweise im arabischen Raum, gibt es ja solche Toiletten. Das wäre jetzt ja gar nicht…
[00:41:33] Martin Ja, in Südfrankreich noch heute auch zu finden.
[00:41:36] Marko Also das wäre jetzt nicht die große Umstellung. Aber ich müsste dann vor mir, ähh, stehend, hätte ich dann so ein Eimerchen, da wären dann meine Blätter aus dem Garten drin oder was auch immer. Und dann müsste ich da reingreifen, einmal draufschmeißen und dann ist gut.
[00:41:49] Irene Genau. Und wenn der Eimer voll ist, dann würde es dann wahrscheinlich auch etwas geben, womit du ihn dann zumachen kannst. Und dann muss es natürlich sowas geben wie eine Müllabfuhr müsste es dann auch geben für diese Eimer. Und dann würdest du eben halt deinen benutzten Eimer vor die Tür stellen und würdest dann von der Müll abfuhr quasi dann frische Eimer wieder zurückbekommen.
[00:42:12] Martin Es sei denn, ich hab einen Kartoffelgarten wie dein Großvater.
[00:42:15] Irene Unbehandelt sollte man die Sachen natürlich nicht. Ich weiß nicht, was du alles so nimmst und vielleicht auch an Dingen, die nicht so gesund sind, zu dir nimmste.
[00:42:25] Martin Nichts, ich lebe total gesund.
[00:42:27] Irene Ja, dann kannst du natürlich, nein, aber jetzt mal ernsthaft. Das muss natürlich vorher schon behandelt werden. Das ist einfach so.
[00:42:34] Marko Jetzt hast du so viel Werbung für die Trockentoilette gemacht, ja? Und wir kriegen kein Cent Geld dafür, muss man ja sagen, ne? Also das ist noch eine völlig ohne Werbung finanzierte Sendung, ein ohne Werbungen finanzierter Podcast.
[00:42:47] Irene Ja, aber man muss sagen, es ist ja auch noch eine Forschung, die letztendlich auch noch nicht kommerziell genutzt werden kann. Obwohl, man muss dazu sagen, die Ariane Krause forscht ja in Brandenburg. Und Brandenburger ist ein Bundesland, das im Sommer schon ziemliche Probleme mit dem Wasser hat. Ja, wenn ihr im Sommer mal auf die Wetterkarte guckt, dann ist die ganz häufig in Brandeburg ziemlich dunkelrot. Das heißt, da gibt es schon Wasser-Verteilprobleme auch. Und immer dann, wenn sie Politiker, Landes- oder auch Bundespolitiker einladen, sind die sehr schnell von diesem System überzeugt und sagen: Ja, da kann man irre viel Wasser mit sparen. Wir können Wasser anders verteilen. Wir könnten besser auf den Klimawandel eingehen. Also auch noch diese Dimension ist dabei.
[00:43:33] Marko Vom Irrweg der Wasserspülung bis zum heutigen Forschungsstand bei der Trockentoilette.
[00:43:40] Martin Eine Revolution des Stuhlgangs sozusagen. Ich fand die Folge jetzt gar nicht so scheiße.
[00:43:47] Marko Es lag an Irene.
[00:43:47] Martin Herzlichen Dank, dass du da warst und so begeistert von der Erfindung der Trockentoilette von Henry Moule erzählt hast.
[00:43:55] Irene Ja, es war mir eine Ehre.
[00:43:57] Marko Wenn euch diese Folge rund um die Trockentoilette gefallen hat, dann…
[00:44:02] Martin …sagt es allen Dixi-Klo-Benutzern, allen Benutzern von Chemie-Klos…
[00:44:06] Marko Allen Menschen, die doppelt abspülen.
[00:44:10] Martin Allen Stehpinklern auch.
[00:44:11] Marko Und wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt es doch bitte nur uns, aber wirklich auch nur uns.
[00:44:16] Martin Unter www.diegeschichtsmacher.de gibt es alle Informationen zu dieser Folge und zu vielen weiteren Folgen und auch dazu, wie ihr uns unterstützen könnt, auch nachhaltig unterstützen könnt. Nachhaltigkeit war ja hier eben auch das Thema.
[00:44:32] Marko Nein, schickt uns keine Eimer voll.
[00:44:36] Irene Und bitte auch keine Proben.
[00:44:38] Martin Nee, wir würden dann doch eher die Variante wählen wollen, indem ihr Unterstützer werdet: Über Steady könnt ihr kleine oder große – nicht-Geschäfte erledigen, jetzt haben wir es aber bald durch mit den Karlauern.
[00:44:52] Marko Durchgekalauert.
[00:44:54] Martin Sondern ihr könnt großer oder kleiner Geschichtsmacher, große oder kleine Geschichtsmacherin werden für sechs oder für zwölf Euro im Monat. Und wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns unterstützen könntet, denn wir brauchen auch noch dringend Unterstützer, um diesen schönen kleinen Podcast weiterführen zu können.
[00:45:11] Marko So, jetzt kann ich wieder auf Klo, Martin.
[00:45:13] Martin Ich muss gar nicht.
[00:45:14] Marko Ja, dann – gehe ich. Tschüs.
[00:45:15] Martin Tschüs.
[00:45:15] Irene Tschüs.
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